Die SPD ist Sieger, dicht gefolgt von der Union – so ein Ergebnis der Bundestagswahl gestern. Die Touristikbranche hätte jedoch anders gewählt, so jedenfalls das Ergebnis einer Umfrage von fvw|TravelTalk.
In der Umfrage unter Touristikern auf fvw.de lieferten sich FDP und Grüne ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz eins mit je 24 Prozent. Über das starke Abschneiden dieser Parteien lässt sich trefflich spekulieren: Die Liberalen gelten natürlich als traditionell wirtschaftsnah und mittelstandsfreundlich. Sie hatten insbesondere während des dritten Lockdowns aber auch immer wieder konkrete Öffnungsperspektiven gefordert, was manch einem Branchenteilnehmer gefallen haben dürfte.
Bei den Grünen machte sich in den vergangenen Jahren insbesondere der Bundestagsabgeordnete Markus Tressel einen Namen in der Branche. Er gilt vielen als Politiker mit besonders hoher Fachkompetenz in Sachen Tourismus, gehörte seit seinem Einzug in den Bundestag auch dem Tourismusausschuss des Parlaments an. Er trat bei dieser Bundestagswahl jedoch nicht wieder an.
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SPD und Union lieferten sich in der fvw|TravelTalk-Umfrage ebenfalls lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen – allerdings um Platz drei. Am Ende erreichten die SPD 19 Prozent und die CDU/CSU 15 Prozent. Es folgen die AfD mit 5 Prozent und die Linke mit 3 Prozent. Insgesamt beteiligten sich 225 Leser an der Umfrage. Für bislang nicht im Bundestag vertretene Parteien stimmten 10 Prozent unserer Leser ab.
Gestern hatten die Bundesbürger ein neues Parlament gewählt. Folgendermaßen stellen sich die Ergebnisse des Urnengangs dar: SPD 25,7 Prozent (206 Sitze), Union 24,1 Prozent (196 Sitze), Grüne 14,8 Prozent (118 Sitze), FDP 11,5 Prozent (92 Sitze), AfD 10,3 Prozent (83 Sitze), Die Linke 4,9 Prozent (39 Sitze – darunter 3 Wahlkreissitze), Südschleswigscher Wählerverband SSW 0,1 Prozent (1 Sitz).
Derweil ließ sich Politikprominenz auch kurz vor den Wahlen am Sonntagabend noch bei Vertretern der Reisebranche blicken. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) besuchte am Freitag das Reisebüro Franzen im Saarland, um sich über die Lage der Reisebranche zu informieren, wie Büroinhaber Joerg Franzen mitteilte.
Maas habe der gesamten Branche auch weiterhin die Unterstützung der SPD zugesichert. Das gelte ebenfalls für den von Franzen mitgegründeten Reisebüro-Verband im Saarland, teilte der Touristiker mit. Maas stellte sich im Wahlkreis 297 (Saarlouis), in dem auch Franzens Büro liegt, zur Wahl. Er erhielt dort die meisten Personenstimmen und ist damit in den Bundestag gewählt worden.
Bundesaußenminister Heiko Maas und Joerg Franzen am Freitag vor dem Reisebüro des Touristikers in Überherrn (Saarland).
6 Kommentare Kommentieren
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Kollegenschelte verbietet sich an dieser Stelle.
Wir wissen gar nicht wie das Gespräch zwischen Jörg Franzen und dem Minister gelaufen ist. Ich traue dem Kollegen schon zu, dass er seinerseits bei der angesprochenen Problematik die Einschätzungen der Branche vertreten hat.
Mit Blick auf den Wahlkampf und das Ergebnis fragt man sich schon, was uns noch erwartet.
Zumal es unseren Standesvertretern schwer fallen dürfte, schnell wieder Anschluß bei den politischen Entscheidungsträgern zu finden, um unsere Anliegen weiterzuverfolgen.
Nicht nur mit Blick auf staatliche Hilfe, als Ausgleich bei unseren Umsatzeinbußen durch Covid-19.
Ich führe einmal ganz unbedarft an: Wie sieht es zukünftig mit unserer Haftung als Reiseveranstalter bei paketierten Reisen aus?
Unbeantwortet.
Gerade wird mit Hochdruck an der Umsetzung des von der Politik geforderten Reisepreissicherungsfonds gearbeitet.
Der MUSS am 01.11.2021 stehen.
Da hätte ich Herrn Maas mal einige unbequeme Fragen gestellt.
Denn er hatte von der EU-Gerichtsbarkeit den Auftrag bekommen, diesen einzurichten.
Nicht der DRV, nicht andere Verbände und Institutionen, sondern er als verantwortlicher Justizminister!
Er hat es jahrelang verschludert, jetzt muss es unsere Branche selber schultern und selbst BEZAHLEN.
Ein weiterer Finanzskandal der besonderen Art, auch zu vertreten durch einen SPD-Politiker.
Hubert Filarsky/Oberhausen
@Judith Filarsky: Hallo Herr Filarsky
ein berechtigter Vorschlag/Einwand.
In einem solchen Termin ist die Zeit relativ begrenzt und der Fokus war auf wirtschaftlichen und grenzüberschreitenden Aspekten.
Bin aber ganz bei Ihnen im Thema dranzubleiben
Joerg Franzen
Grundsätzlich ist es ja nicht falsch, einem führenden Politiker mal das "echte Leben" nahe zu bringen. Vielleicht kann ja auch ein Herr Maas noch was dabei lernen.
Deutlich bedenklicher finde ich – in Anlehnung an die Überschrift dieses Artikels –, dass bei der hier veröffentlichten Wahlumfrage ein solch hoher Anteil Grünen-Wähler hervorsticht.
Natürlich kann das jeder halten, wie er möchte, aber das können doch nicht alles nur Anbieter nachhaltiger Wanderreisen sein?
Alle Anderen sollten sich doch darüber im Klaren sein, dass sie – trotz eines wirklich engagierten Herrn Tressel – mit solch einer Wahl an Ihrem eigenen Ast sägen, wenn diese Spaßverderber an die Macht kommen. Nachweislich hat die Touristik ja in dieser Partei die kleinste Lobby.
@Jan Lehmann: Exakt, nachhaltiges Reisen und klimaneutrale Reisebüros hören sich toll an und orientieren sich am Zeitgeist. Wäre wünschenswert, wenn sich die Branche und insbesondere die touristischen Medien mal für die realen Kundenwünsche und Betriebsbelange einsetzen, anstatt ständig das eigene gute Gewissen zu bedienen und die moralische Überlegenheit zu betonen. Ansonsten reist man klimaneutral in die Pleite ...
Da gibt es noch einige zu nennen, die Herren Spahn und Wieler, die Paniksirene Lauterbach und nicht zu vergessen das "Schwergewichtig" P. Altmeier ...
Toller Kollege, gerade einen Herrn Maas zu empfangen, der die Branche mit seinen zum Teil nicht nachvollziehbaren und kurzfristigen Entscheidungen nur vor Probleme gestellt hat und sich jetzt plötzlich für die Probleme der Branche interessiert! Na ja manche merken es eben nicht.