Die einen sammeln Müll, die anderen Daten, die sie nichts angehen. Krankhaft ist beides. Doch wer richtig sammelt, ist gesund und hat Spaß dabei, findet BizTravel-Chef Oliver Graue.
Wir sprechen nicht von "Messies", jenen Menschen also, die nichts wegwerfen können: In ihren Schränken und auf dem Fußboden stapeln sich Prospekte, Joghurtbecher, leere Konserven. Und wir meinen auch nicht Geheimdienste, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, alle Daten über die Bürger eines Staates zu sammeln, der sie habhaft werden können. Beides ist krank.Dabei kann Sammeln so schön sein. Jedenfalls dann, wenn man es richtig betreibt. Wobei, zugegeben, die Grenzen zum Wahn fließend sind. Was Sammelwut bedeutet, habe ich gerade wieder auf einer Geschäftsreise ins sächsische Chemnitz erlebt. Dort haben wir das wenige Kilometer entfernte Schloss Lichtenwalde (unbedingt empfehlenswert!) besucht. Und damit auch die "gefühlten" 200 verschiedenen Kunstsammlungen, die dieses Schloss beherbergt.Am faszinierendsten fand ich die Ostasien-Sammlung. Über -zig Räume verteilt sind dort viele Hundert Exponate aus 3000 Jahre alten chinesischen Dynastien zu sehen: kostbare Porzellane, Lackarbeiten, Möbel, Skulpturen, Seidenstickereien und Grafiken. Das Besondere: Sämtliche Stücke stammen von einem einzigen Sammler, dem DDR-Kunstwissenschaftler Georg Brühl. Dabei waren es nicht nur mehrere Tausend dieser äußerst wertvollen ostasiatischen Exponate, die Brühl – zum größten Teil in seiner eigenen Wohnung – anhäufte. Der Chemnitzer sammelte überdies über 1000 Werke des Jugendstils, 1100 DDR-Kunstwerke, mehr als 200 Werke Chemnitzer Künstler, Hunderte Einzelwerke berühmter Maler, 600 Ikonen und islamische Textilien, und und und.Ist das Wahn? Oder noch normal? Als ich vor meiner BizTravel-Zeit Redakteur bei einer Hamburger Tageszeitung war, schrieb ich einmal eine Reportage über einen Mann, der fast 100.000 (!) Plastiktüten gesammelt hatte. Freunde von mir sammeln Automodelle aus Plastik, Stoff-Elche, Flusspferde (nein, keine echten!), Briefmarken (der Klassiker) oder Kaffeebecher. Bei Geschäftsreisenden beliebt sind auch Kotztüten aus dem Flieger. Sammler Gerd Otto-Rieke hat ein Buch darüber geschrieben: "Ist mir übel".Und wenn ich mich in meiner Wohnung herumschaue, dann sieht es auch bei mir nicht besser aus. Von den vielen Tausend CDs möchte ich nicht reden - das war zum Teil beruflich bedingt, da ich bei besagter Tageszeitung unter anderem für Pop- und Rockmusik zuständig war. Aber was ist mit den gut 2000 IC/EC-, ICE- und D-Zug-Faltblättern "Ihr Zugbegleiter", deren ältestes Exemplar aus dem Jahr 1976 stammt? Ich fürchte fast, die haben sich nicht von selbst bei mir angehäuft...
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