Das war 2021 (Teil 4)

Neue Auflagen verunsichern die Kunden

Consell dÉivissa/Xavier Duran
Hin und Her in Spanien (hier: Ibiza). Im Sommer ändern sich die Einschätzung zur Corona-Lage in dem Land.
Hin und Her in Spanien (hier: Ibiza). Im Sommer ändern sich die Einschätzung zur Corona-Lage in dem Land.

Die fvw|TravelTalk-Redaktion blickt zurück auf ein turbulentes Jahr 2021. In den Monaten Juli und August reagierten viele Veranstalter auf die steigende Impfquote. Der Bahn-Streik erregte die Gemüter.

Der Juli begann gleich mit größeren Änderungen: Mit dem EU-Gesundheitspass soll das Reisen innerhalb der EU und einiger anderer Staaten unbeschränkt möglich sein. Zeitgleich nimmt die Bundesregierung ihre Reisewarnungen vor Corona-Risikogebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen zurück. Nun wird "nur" noch abgeraten oder zu besonderer Vorsicht gemahnt. In England soll das Leben nach der Pandemie mit dem Ende aller Corona-Maßnahmen wieder beginnen. 

Nach dem Höhenflug im Juni, als die Erwartungen der Reisebüros an den weiteren Geschäftsverlauf einen Rekordstand erreichten, tritt im Juli Ernüchterung gegenüber der weiteren Entwicklung ein. Von Woche zu Woche ändern sich die Auflagen und Restriktionen in den Urlaubsländern und verunsichern die Kunden. Wenn etwas auf der anderen Seite die Nachfrage befördert sind es Lockerungen der Reisebestimmungen für zweifach Geimpfte und Negativ-Getestete sowie der Impffortschritt in Deutschland. 

In der ganzen Branche – auch in der Kreuzfahrt – heißt es: So kurzfristig wurde noch nie gebucht. Fast 40 Prozent der Urlauber verreisen noch in der gleichen Woche, in der auch gebucht wurde, teilt FTI mit. Noch nie in der Geschichte des Last-Minute-Veranstalters seien die Kunden kurzfristiger verreist. Bei Fünf vor Flug liegt die Türkei vorne bei den gebuchten Destinationen. Nach einer langen Phase des Kreuzfahrt-Stopps legen nun einige Schiffe wieder ab, unter anderem die Cruise Liner von MSC Cruises und Costa Cruises.

Delta rollt an

Gleichzeitig macht die Ausbreitung der Delta-Variante die Touristik nervös. Wegen der massiven Verbreitung der hochansteckenden Variante gelten Portugal, Großbritannien, Russland, Indien und Nepal als Virusvariantengebiete – samt 14-tägiger Quarantäne-Pflicht. Tunesien registriert einen Höchststand bei der Zahl der Corona-Neuinfektionen. Mitte des Monats Juli gilt Spanien offiziell als Covid-19-Risikogebiet. Betroffen sind davon auch die bei Urlaubern beliebten Balearen samt Mallorca sowie die Kanaren. Viele Reisebüros haben wieder mit mehr Stornierungen als Buchungen zu kämpfen. Alltours setzt auf einen Sonderweg: Kostenlose Stornierungen für Spanien sind nicht erlaubt. Ende August fällt die Einstufung wieder weg. Am 13. August erklärt die Bundesregierung die Türkei wieder zum Hochrisikogebiet.

Flexibles Buchen angesagt

Viele Veranstalter und Airlines verlängern ihre flexiblen Umbuchungs- und Stornierungsregeln. Zudem werden erste Regeln zum Impfschutz aufgestellt: Alltours gibt bekannt, dass der Veranstalter zur Wintersaison ein Urlaub nur mit Corona-Impfschutz oder einem Genesenennachweis möglich macht. Andere folgen: Leitner Reisen gibt als erster Veranstalter bekannt, ab Oktober nur noch Reisen für Geimpfte und Genesene anzubieten. Auch Info-Reisen werden so geregelt: Reiseverkäufer, die an den Info-Reisen von Alltours teilnehmen möchten, müssen geimpft oder genesen sein. Auch Reedereien passen ihre Regeln an. So will Phoenix Reisen ab Ende August nur noch vollständig Geimpfte mitnehmen. Nach der Tochtergesellschaft Swiss will jetzt auch Lufthansa eine Corona-Impfpflicht für das fliegende Personal einführen.

Im August ziehen die Corona-Regeln an. Reiserückkehrer aus dem Ausland müssen unabhängig vom aktuellen Risikostatus und Verkehrsmittel einen Test machen. Bundesinnenminister Horst Seehofer kündigt Kontrollen an.

Streiks bei der Bahn

Alles steht: Im Sommer streiken die Lokführer der Gewerschaft GDL mehrmals im Personenverkehr und Güterverkehr. Die Bahn richtet einen Notfallplan ein, Millionen Reisende sind betroffen. Die GDL kämpft unter anderem für eine bessere Bezahlung und fordert Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufenden Jahr. Die Einigung mit der Bahn findet erst am 16. September statt.

Weitere News im Sommer

 
  • Die Lenker des Franchise-Systems Derpart haben beide ihren Vertrag nicht verlängert. Aquilin Schömig geht zum ADAC Reisevertrieb, Andreas Neumann heuert bei einem Veranstalter an. 
  • Die Reisesparte von Tchibo verkauft keine Hochseekreuzfahrten mehr. Der reichweitenstarke Kaffeevertreiber will damit seine nachhaltige Ausrichtung unterstreichen. 
  • Ohne weitere Hilfen komme der stationäre Vertrieb nicht über die Runden – das machte die Reisebüro-Initiative "Wir alle sind Touristik – gemeinsam sind wir stark" gegenüber dem Wirtschaftsministerium deutlich. 
  • Das Bundesjustizministerium hat das Konsortium rund um die Verbände DRV, ASR, FAR, RDA und VIR mit der Organisation der neuen Pauschalreiseabsicherung beauftragt. Der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) soll zum 1. November starten.
  • Dichter Rauch, starker Wind und immer wieder neue Brandherde: Im Südosten Europas, vor allem in Griechenland und der Türkei, kämpfen die Menschen gegen starke Waldbrände.
  • Die obersten Wettbewerbshüter der EU haben nachgebessert und erlauben eine umfangreiche Staatshilfe für Condor. Die Entscheidung war nötig geworden, weil eine vorherige Entscheidung gerichtlich gekippt worden war.
  • Die Hochwasser-Katastrophe hat in manchen Reisebüros heftige Spuren der Verwüstung hinterlassen. Die Flut lässt die Branche zusammenrücken. Es gibt Hilfsaktionen für Reisebüros.
  • Das angekündigte Ausscheiden von Marek Andryszak als Chef der TUI Deutschland wird im Vertrieb begrüßt. Reisebüros machen ihn für die Service-Probleme verantwortlich. 
  • Die von der Corona-Krise gebeutelte Lufthansa hat sich erneut eine Milliarde Euro frisches Geld am Kapitalmarkt besorgt. Mit dem neu aufgenommenen Geld will die Lufthansa ihre Liquidität stärken. 
  • Die Arbeitsgemeinschaft südliches und östliches Afrika (ASA) wirft dem Auswärtigen Amt vor, Zielgebiete ungleich zu behandeln. Staaten wie Südafrika und Namibia würden überhart bewertet.



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