Ist möglicherweise Isolationstourismus für längere Zeit die einzige "sichere" Urlaubsalternative? Ein von Reed Exhibitions Österreich initiiertes neues Live-Diskussionsformat widmete sich in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Magazin "Traveller" diesen und weiteren Fragen.
Dabei hat das Jahr mit einer erfolgreichen Ferien-Messe Wien, einer guten Buchungslage und großer Reiselust positiv begonnen. Davon ist jetzt nichts mehr übrig, die Reisebranche befindet sich in freiem Fall, wie hart die Landung und wer den Aufprall überleben wird, dafür bräuchte auch der ÖRV-Präsident eine Glaskugel.
"Eine Reisefreiheit, wie wir sie kennen, wird es erst wieder geben, wenn es eine Impfung gibt." Aktuell ist der Weg zurück zur Reisefreiheit einer der kleinen Schritte und auch davon abhängig, wie die Reiseländer selbst die Krise bewältigen.
Für 60 Länder besteht zur Zeit Stufe fünf beziehungsweise mit sechs die höchste Reisewarnstufe, das österreichische Außenministerium rät auch unverändert von allen nicht notwendigen Reisen ab. Deutschland etwa lässt noch mindestens bis 15. Juni die Grenzen zu, wie man egal in welchem Land – auch in Österreich – die Quarantänebestimmungen in der eventuellen Urlaubsplanung mitdenken muss.
Heißt: An Maskenpflicht und Abstandhalten führt auch am heimischen Badesee kein Weg vorbei. "Es ist erfreulich, dass die heimische Hotellerie Ende Mai wieder öffnen kann, aber eben mit großen Auflagen. Und so wichtig auch Österreichs Tourismus ist, die Reisefreiheit wird auch hier nur langsam und schrittweise zurückkommen können", weiß Peterleithner.
Denn wie auch in Österreich wird es in vielen anderen Ländern eher ein regionales Urlaubsjahr werden. Folgt also auf das verordnete Daheimbleiben der letzten Wochen nun "allein daheim in Österreich?" Werden die Deutschen "daheim in Deutschland", die Franzosen "daheim in Frankreich" oder die Niederländer "daheim in Holland" bleiben?
Wahrscheinlich, denn nicht nur unsere Lieblingsnachbarn glauben mehrheitlich an ein "einsames" Urlaubsjahr, auch die Türkei setzt auf Inlandstourismus, wie auch Spanien weitestgehend von ausländischen Gästen Abstand nehmen möchte. Kann damit also doch Isolationstourismus aus der Not geboren im Sommer 2020 das touristische Geschäft noch halbwegs retten? Und können vor allem auch die Reisebüros mit ihrem großen bunten internationalen Bauchladen von diesem "anderen" Geschäft profitieren?
"Die Branche lebt vom internationalen Tourismus und generiert jährlich rund 4,7 Mrd. Euro Umsatz, mit einer Milliarde Euro ist der Anteil der österreichischen Incoming-Reisebüros und Reiseveranstalter ein veritabler. Nur ist diese Bedeutung nicht in den Köpfen der Konsumenten."
"Der Kunde muss wissen, dass er im Reisebüro alle Produkte findet, die er sucht, das schließt Österreich ein. Wichtig ist jetzt, dass Emotionen für einen Urlaub in Österreich erzeugt werden müssen. Es ist aus meiner Sicht noch viel zu wenig über die vorhandene Infrastruktur in den jeweiligen Regionen und Orten bekannt. Werden Hütten, Seilbahnen, Bäder usw. offen haben, und wie attraktiv wird sich ein Aufenthalt ob der gesetzlichen Bedingungen und Vorschriften gestalten lassen?"
"Erst wenn diese Fragen beantwortbar sind, wird ein Urlaub in Österreich auch realistisch buchbar sein. Natürlich im Reisebüro und über einen Veranstalter, denn im Reisebüro gibt es beste Beratung, eine große Auswahl, attraktive Preise, Vergleichsmöglichkeiten und natürlich Sicherheit."
Genau diese Sicherheit haben die Reisebüros in den letzten Wochen einmal mehr deutlich unter Beweis gestellt. Indem sie dafür gesorgt haben, dass gestrandete Urlauber problemlos nach Österreich zurückkehren konnten.
Apropos Hilfsbereitschaft: Die österreichische Bundesregierung hat bekanntlich ein 38 Mrd. Euro schweres Corona-Hilfspaket den Menschen und Unternehmen in Österreich bereitgestellt, die Reisebranche braucht neben der Kurzarbeit aber einen speziellen Rettungsschirm. Eine hilfreiche Unterstützung seitens der EU gibt es nicht, siehe Gutscheinlösung.
Wie kann die Reisebranche ohne staatliche Unterstützung diesen GAU überleben, kann sie das überhaupt? "Kurzarbeit ist für alle Arbeitnehmer, die hilft, aber rettet nicht, ebenso wie Kredite, die ja wieder zurückgezahlt werden müssen. Was wir benötigen, ist unter anderem eine praktikable Gutscheinlösung, staatlich abgesichert und bis Ende 2021 einlösbar", fordert Peterleithner. I
In 14 Ländern gebe es diese Lösung, "diese haben sich über die Pauschalreiserichtlinie hinweggesetzt. Es gibt einen Konsens der deutschen Bundesregierung, Österreich hat abgewartet, wie Brüssel entscheidet: Brüssel hat abgelehnt, das Thema dürfte erledigt sein."
Im Reed Talk ging es noch um viele weitere Themen, so auch um nachhaltige Produktentwicklung. Und natürlich ging es auch um die Zukunft und um einen Blick in die touristische Kristallkugel. Die Welt wird nach der Krise anders aussehen, auch was den Tourismus betrifft, das ist bereits klar.
"Reisen werden nachhaltiger und digitaler werden, Qualität und Regionalität werden an Bedeutung gewinnen, so wie auch die Pauschalreise und die Buchung im Reisebüro und beim Veranstalter. Wir werden wieder reisen, aber die Welt mit anderen Augen sehen. Die Frage ist nur, wann? So wie die Grenzen schrittweise geschlossen wurden, werden sie wieder geöffnet werden, und damit wird nicht nur die Reisefreiheit zurückkehren, sondern auch die Reisefreudigkeit wieder wachsen.“ Ein Schlusswort von ÖRV-Präsident Peterleithner, das Hoffnung macht.
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