Heute ist "T-Day" in Berlin

Bisher größte Touristiker-Demo steht bevor

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Rund um das Brandenburger Tor sind gleich mehrere Demonstrationen geplant – das Wahrzeichen Berlins war schon häufiger Kulisse für Kundgebungen.
Rund um das Brandenburger Tor sind gleich mehrere Demonstrationen geplant – das Wahrzeichen Berlins war schon häufiger Kulisse für Kundgebungen.

Mehr als tausend Touristiker werden für diesen Mittwoch bei Demonstrationen in Berlin erwartet, um Finanzhilfe in der Corona-Krise zu fordern. Auto- und Buskorsos sind ebenfalls geplant. Auch die Online-Reisebranche solidarisiert sich mit den Demonstranten.

Es soll die bisher größte Kundgebung seit den Anfängen der Bewegung "Gesicht zeigen" Ende April werden. Je 100 Teilnehmer sind pro Demonstration von den Behörden in Corona-Zeiten zugelassen worden. Demonstriert wird unter anderem an verschiedenen Stellen rund ums Brandenburger Tor, vor dem Bundeswirtschaftsministerium, auf dem Wittenbergplatz und auf dem Washingtonplatz.

Neben Reisebüros sind diesmal auch viele andere touristische Unternehmen wie Reiseveranstalter, die Reisebus-Branche und touristische Technikdienstleister stark vertreten. Die Veranstalter sprechen von einer "einzigartigen Aktion, die Touristik-Geschichte schreiben wird". Branchenintern wird die Aktion auch "T-Day" genannt, Tourismus Day – in Anlehnung an den historischen D-Day, mit dem die Landung der Allierten an der Küste der Normandie im Zweiten Weltkrieg bezeichnet wird.

Alle eint die Forderung nach einem Rettungsschirm für die Reisebranche und nicht rückzahlbaren Beihilfen. Die Branche fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Viele Branchenteilnehmer verzeichnen nach eigenen Angaben Umsatzeinbußen von bis zu 90 Prozent. Nur die Zuhilfenahme von Privatvermögen stützt Unternehmen in einigen Fällen noch.

Welle der Solidarität

"Wir werden nicht locker lassen, bis eine längerfristige und tragfähige Entscheidung der Regierung für uns Reisebüros und die gesamte Tourismusbranche beschlossen wurde", sagt Reisebüro-Inhaberin Anke Mingerzahn aus Erfurt, die die Bewegung mit aus der Taufe gehoben hat. Das gilt auch für die Berliner Reisebüro-Inhaberin Marion Tibursky. "Wir sind auf einem guten Weg, dass der Rettungsfonds und nicht rückzahlbare finanzielle Beihilfen kommen. Aber wir zeigen weiterhin Gesicht, bis offiziell beschlossen wurde, dass uns schnell geholfen wird", sagt sie.

Unterstützt werden die Demonstranten von Auto- und Buskorsos. Zahlreiche Busunternehmen begeitlige sich an den Kundgebungen auch, in dem sie Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet nach Berlin bringen. Sogar aus dem Ausland erhalten die Demonstranten inzwischen Unterstützung. So plant auch die europaweite Organisation für Busnunternehmen "Honk for Hope" einen Beitrag zu leisten.

Weitere touristische Player solidarisieren sich ebenfalls mit den Demonstranten. "Wir stehen hundertprozentig hinter den Reisebüros und ihren Forderungen. Aus diesem Grund werden auch wir mit Vertretern von FTI, der TVG und einem TV-Team von sonnenklar.TV an den Kundgebungen teilnehmen", sagt Ralph Schiller, FTI Group Managing Director. FTI biete seinen Vertriebspartnern finanzielle Sicherheit und zahle für alle Direktinkasso-Buchungen ab 1. Juni mit Reisezeitraum vom 1. September 2020 bis 31. Oktober 2020 die Provision direkt nach Buchung. "Nun muss die Politik ran: Alle Vertreter der Branche wissen, dass freiwillige Gutscheine, gesetzlich geregelt und staatlich abgesichert, nur eine Teillösung darstellen können. Wir brauchen einen Rettungsfonds, um Tourismusunternehmen jeglicher Art vor der Insolvenz zu schützen."

Auch der Verband Internet Reisevertrieb (VIR) drückte seine Solidarität mit den Demonstranten aus. Eine Fondslösung müsse für alle Branchenbeteiligten gelten, sagte der Vorsitzende Michael Buller. "Auch müssen die gerade angekündigten Beihilfen für Unternehmen bis 249 Mitarbeiter schnellstmöglich auf den Weg gebracht werden. Erfolgen nicht zügig direkte Finanzhilfen zum wirtschaftlichen Überleben der Unternehmen in der Touristik, droht in Kürze ein Kollaps von nie gesehenem Ausmaß in der Branche."



5 Kommentare Kommentieren

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4.
Dirk Graeber
Erstellt 27. Mai 2020 09:27 | Permanent-Link

Super ! Gebt nicht auf ! Wir die nicht in der Branche arbeiten stehen zu 100 % hinter euch ! Wenn dieses Demonstration heute nicht reicht dann wiederholt das bis man euch geholfen hat !

3.
Gabriele Müller
Erstellt 27. Mai 2020 09:18 | Permanent-Link
bearbeitet

Hallo Jens, jetzt ist die Zeit gekommen, ein Tourismus-Ministerium vehement zu fordern. Dieses Trauerspiel des Wirtschaftsministeriums und Tourismusausschusses darf sich nicht noch einmal wiederholen! Der Tourismus muss durch Spezialisten und nicht durch Handwerksmeister u. ä. vertreten werden und darf nicht 5. Rad im Wirtschaftsministerium sein.

Gruß
Gabriele

2.
Steffen Butzko
Erstellt 27. Mai 2020 08:30 | Permanent-Link

Hallo Jens, wir sind ein Reiseveranstalter aus Berlin und ich würde sehr gerne kurzfristig mit zur Demo kommen. Kannst du mir bitte sagen, wo überall demonstriert wird und ab wieviel Uhr?
Vielen Dank & herzliche Grüße
Steffen

Birgit Eimer
Erstellt 27. Mai 2020 08:43 | Permanent-Link

Hallo Steffen,
auf Facebook an Nadia-Helena Hönow wenden.

1.
Jens Langer
Erstellt 26. Mai 2020 21:12 | Permanent-Link

Wir, die Berliner Gruppe sind gerade in den letzten Vorbereitungen für den morgigen Tag, wo an insgesamt 8 Standorten in Berlin wie schon beschrieben die bisher größte Demonstration von Mitarbeitern aus der gesamten Touristikbranche stattfinden wird.
Ziel ist es, ein Konzept zur Rettung der Reisebranche, einen Rettungsschirm und den Deutschen Reise-Rettungsfonds durch den Deutschen Bundestag zu verabschieden, damit es dieser durch Corona besonders schwer getroffenen Branche mit ca. 3 Millionen Mitarbeitern ermöglicht wird, auch in Zukunft eine wirtschaftliche Existenz zu haben und weiterhin für unsere Kunden präsent zu sein.
Ich vertrete den Standpunkt, dass der morgige Tag ein voller Erfolg aus Sicht aller Teilnehmer sein wird und es uns somit gelingen wird, die Politik zum Einlenken zu bewegen.
Euer treuer FVW- und TravelTalk-Leser Jens Langer aus Berlin.



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