Nach Erdbeben

Reisebüros trommeln für Hilfe in der Türkei

Imaog Images/Zuma Wire
Ein Rettungsteam zieht eine Frau aus den Trümmern in Antakya. Das Erdbeben der Stärke 7,7 ist das verheerendste dieses Jahrhunderts und forderte in der Türkei mehr mindestens 8500 sowie in Syrien mehr als 2200 Opfer.
Ein Rettungsteam zieht eine Frau aus den Trümmern in Antakya. Das Erdbeben der Stärke 7,7 ist das verheerendste dieses Jahrhunderts und forderte in der Türkei mehr mindestens 8500 sowie in Syrien mehr als 2200 Opfer.

Zahlreiche Reisebüro-Inhaber schieben mehrere Aktionen an, um die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien zu unterstützen. Eine ergreifende Hilfswelle sei angelaufen, berichtet ein Unternehmer.

Für Yeşim Taşöz, Inhaberin des Reisebüros Schwabach, deren Eltern aus der Türkei stammen, war sofort klar, dass sie nach dem schrecklichen Erdbeben mit tausenden Todesopfern etwas tun muss. "Wenn das Land Deiner Eltern so eine Katastrophe erreicht, bist Du anders berührt. Wenn Du die Sprache sprichst, bist Du anders berührt", sagt sie. Die Reisebüro-Inhaberin nutzt daher ihre Reichweite auf Instagram mit rund 5700 Followern (@misstravelaround) und auf Facebook mit 1300 Fans, um auf die Katastrophe aufmerksam zu machen und zu Sach- und Geldspenden anzuregen.


In einem Video in der Instagram- und Facebook-Story spricht sie ihre Fan-Gemeinde und Reisebüro-Kunden direkt an: "Ich habe eine außergewöhnliche Bitte an euch" und verweist auf das verheerende Erdbeben vom Montag. Die Opferzahl ist inzwischen auf mehr als 8500 Tote in der Türkei und mehr als 2200 Tote in Syrien angestiegen. "Viele Menschen sind aktuell noch verschüttet und brauchen dringend Hilfe", betont die Reisebüro-Inhaberin und ruft zu Sachspenden, wie etwa warmer Kleidung, Decken, Kindernahrung und Babywindeln auf. In dem Zusammenhang nennt sie die regionalen Sammelaktionen an ihrem Reisebüro-Standort Schwabach und Umgebung.

Zehn Euro pro Reisebuchung als Spende

Sie selbst hat für 400 Euro warme Jacken, Handschuhe und Mützen, insbesondere für Kinder, gekauft, die bereits in einem Hilfskonvoi in die Türkei unterwegs sind und Geldspenden bei Freunden eingesammelt. Darüber hinaus spendet sie jetzt zehn Euro pro getätigter Buchung automatisch in die Türkei. Ihren Kunden bietet sie an, den Betrag noch zu erhöhen. "Wir müssen auch die Kunden mit ins Boot holen", betont sie.

Monika Mäx, Inhaberin des TUI Reisecenters in Forchheim, hat sie zu diesem Vorgehen inspiriert. Auch sie spendet für jede im Februar getätigte Buchung zehn Euro pro Vorgang und lässt die Kunden entscheiden, selber den Betrag zu erhöhen. "Mir geht es darum, den Menschen zu helfen. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, dass mein Haus einstürzt. Wir sind ja auch froh, wenn uns geholfen wird."

Hoher Zuspruch auf Initiative von TIG Flugreisen

Viele andere Menschen berührt das Erdbeben ebenso, was in der Touristik eine große Hilfswelle ausgelöst hat. "Uns erreicht eine Riesenwelle der Solidarität. In jeder Stadt, in jedem Ort sind Sammelstellen eingerichtet worden", berichtet Önder Sancarbarlaz vom gleichnamigen Reisebüro in Osnabrück. Auf Initiative von türkischstämmigen Reisebüro-Inhabern ist eine große Spendenaktion gestartet, die inzwischen weite Kreise gezogen hat.

Federführend hat das Düsseldorfer Reisebüro TIG Flugreisen die Organisation übernommen, um den Menschen vor Ort direkt und unkompliziert Hilfe zukommen zu lassen. Auf dem Spendenkonto von TIG Flugreisen sind inzwischen fast 16.800 Euro eingelaufen. "Die Menschen sind sehr mitfühlend. Die Hilfsbereitschaft ist unglaublich", sagt Sancarbarlaz. "Es ist wichtig, unseren Partnern vor Ort zu zeigen, dass wir in Deutschland an ihrer Seite stehen. Nicht nur an guten, sondern auch an schlechten Tagen." Viele Hilfsgüter seien bereits unterwegs.

Touristische Regionen nicht betroffen

Das Erdbeben ereignete sich im türkisch-syrischen Grenzgebiet, völlig abseits der Touristik-Regionen. In deutschen Entfernungen gesprochen, liegt dazwischen mehr Kilometer als zwischen Hamburg und München. Urlauber sind von der verheerenden Katastrophe nicht betroffen. Yesim Tasöz hat viele Kunden, die in diesem Jahr in die Türkei reisen. "Es hat keiner angerufen, um den Urlaub zu stornieren", sagt sie. "Das wäre auch ein falsches Zeichen. Der Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle, die das Land hat."





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