Reisende sollten öfter mal auf eine Flugreise verzichten. Das fordert neben diversen Umweltschützern jetzt auch das Umweltbundesamt. Die Luftverkehrsverbände halten dagegen.
Zu Beginn der Urlaubszeit in den Sommerferien mahnen das Umweltbundesamt und Klimaschützer die Bürger, klimaschädliche Flugreisen möglichst zu vermeiden. Je näher das Reiseziel, desto geringer seien die Umweltschäden, erklärte das Umweltbundesamt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Die umweltfreundlichste Urlaubsvariante ist daher der Urlaub auf Balkonien oder im Schrebergarten.“ Auch Rad- und Wanderurlaube seien Alternativen.
An die Politik appellierte das Amt, umweltschädliche Subventionen zu streichen, damit das Fliegen nicht künstlich verbilligt wird. Beispiele seien die Befreiung des Kerosins von der Energiesteuer, die Befreiung internationaler Flüge von der Mehrwertsteuer und Betriebsbeihilfen für Flughäfen. „Anders wird die wichtige Verlagerung auf die umweltfreundlichere Schiene und die Eindämmung des Wachstums im Flugverkehr nicht zu erreichen sein.“
Der Leiter Verkehrspolitik beim Umweltverband BUND, Werner Reh, empfahl im dpa-Gespräch: „Statt mehrfach im Jahr in den Urlaub zu fliegen, seltener fliegen. Und wenn man fliegt, länger bleiben.“ Zudem sei es ratsam, zu jedem Flug eine seriöse Klima-Kompensation zu buchen. Ein weiterer Tipp: „Viele Geschäftsreisen lassen sich durch Videokonferenzen ersetzen.“
Zudem sei es ratsam, zu jedem Flug eine seriöse Klima-Kompensation dazu zu buchen. Dabei finanzieren Passagiere Klimaschutzprojekte, die das beim Flug ausgestoßene CO2 wieder einsparen. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) rät zu Ausgleichszahlungen: „Wir setzen uns im Rahmen der internationalen Luftverkehrsorganisation für globale Klimaschutz-Lösungen ein.“ Aus ihrer Sicht ist „Verzichtsrhetorik“ nicht der richtige Weg.
Germanwatch appellierte an die Bundesregierung, Nachbarn wie Frankreich, die Benelux-Staaten und Großbritannien zu gewinnen, um gemeinsam eine Kerosinsteuer einzuführen – ähnlich hoch wie die Mineralölsteuer bei Autos. EU-Richtlinien ermöglichten dies.
Die Luftverkehrswirtschaft weist solcherlei Forderungen von Umweltschützern zurück. Der weltweite Luftverkehr habe zwar hohe Wachstumsraten, dennoch sinke aber der Anteil an den Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid, sagte der Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Peter Königsfeld, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Von 2,8 Prozent im Jahr 2000 sei der Anteil auf 2,4 Prozent im Jahr 2012 gesunken.
Im innerdeutschen Flugverkehr habe der Anteil des Luftverkehrs an den CO2-Emissionen hierzulande 2013 lediglich bei 0,25 Prozent gelegen, rechnete Königsfeld vor. „Seit 1990 haben die deutschen Fluggesellschaften ihren spezifischen Treibstoffverbrauch um 42 Prozent verringert.“
Forderungen nach einer Kerosinsteuer, um das Fliegen zu verteuern, lehnte der Verband ab. Ein nationalstaatlicher Alleingang für eine Kerosinsteuer, „würde zu einem weiteren erheblichen Wettbewerbsnachteil für deutsche Luftverkehrsunternehmen führen“, sagte er. Die Branche brauche finanziellen Spielraum für neue Flugzeuge: „Denn damit reduzieren wir am wirkungsvollsten die Lärm- und die CO2-Emission.“
Das zweite Instrument zur Senkung der CO2-Emissionen sei ein weltweit verbindliches, marktbasiertes Klimaschutz-Abkommen. Dabei könnten Fluggesellschaften die in einem zertifizierten Klimaschutz-Projekt eingesparten CO2-Emissionen kaufen und so die eigenen CO2-Emissionen ausgleichen, die sie selber nicht reduzieren könnten. Über ein solches Abkommen werde auf der Hauptversammlung der UN-Luftfahrtorganisation Icao im Herbst abgestimmt. (dpa)
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