Es war ein mühsames Geschäft. Am Ende hat die Lufthansa in einer Schlichtung einen Kompromiss mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo gefunden. Von ihr droht erst einmal kein Streik mehr. Anderswo aber schon.
Bei den Flugbegleitern der Lufthansa herrscht in den nächsten Jahren wieder Tariffrieden. Die Fluggesellschaft einigte sich mit der Gewerkschaft Ufo auf ein Tarifpaket, das zum Teil bis zum Jahr 2023 gilt. Beide Seiten nahmen am Dienstag in Berlin die Empfehlung des Schlichters und brandenburgischen Ex-Ministerpräsidenten Matthias Platzeck an. Für die rund 19.000 Flugbegleiter sieht die Einigung mehr Geld vor, ein neues System der Alters- und Übergangsversorgung sowie eine Beschäftigungsgarantie bis zum Jahr 2021.
Platzeck nannte die Alters- und Übergangsversorgung „eines der schwierigsten Themen“ in der Schlichtung. Dabei sei eine Lösung gefunden worden, die für die Mitarbeiter gut auszuhalten sei und die betriebliche Versorgung für das Unternehmen kalkulierbarer mache. Beide Seiten hatten sich fast drei Jahre über Gehälter und Arbeitsbedingungen gestritten. Ein erstes Schlichtungsverfahren war gescheitert. Dem SPD-Politiker Platzeck gelang nun die Vermittlung.
Der Abschluss mit insgesamt 29 Tarifverträgen steht noch unter dem Vorbehalt, dass ihm die Ufo-Mitglieder bis zum 10. August in einer Urabstimmung zustimmen. Wie bisher können Kabinenmitarbeiter auch künftig ab dem 55. Lebensjahr aus dem Flugdienst ausscheiden. Anders als bisher erhalten neu eingestellte Flugbegleiter für die ersten fünf Jahre aber keine Beiträge zur Alters- und Übergangsversorgung, es sei denn, sie absolvieren eine achtzehnmonatige Zusatzausbildung. Ohne eine Extra-Ausbildung auf Bachelor-Niveau bekommen neue Mitarbeiter auch nach fünf Jahren keine Übergangsversorgung. Diese ist für die Zeit zwischen Ausscheiden aus dem Beruf und Beginn der gesetzlichen Rentenalters gedacht.
Ufo hatte im vergangenen November den härtesten Streik in der Geschichte des Unternehmens organisiert, bei dem rund 4700 Flüge ausgefallen waren. Noch offen ist der Tarifkonflikt mit den Piloten, die bereits 13-mal gestreikt haben. Letztmalig hat die Ufo über die Tarife für die Flugbegleiter verhandelt. Die Kabinengewerkschaft geht in der neuen Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL) auf, die in Konkurrenz vor allem zu Verdi auch Verträge für andere Berufsgruppen abschließen will. Über das Kabinenpersonal der Billigtochter Eurowings sprachen Lufthansa und Ufo in der Endphase der Schlichtung ebenfalls. Angestrebt wird hier eine Einigung bis Ende September, wie Volkens sagte.
Entgelt: Im dreieinhalb Jahre langen Tarifzeitraum von Januar 2016 bis Juni 2019 steigen die Gehälter in drei Stufen um knapp 5,5 Prozent. Neben der ersten Stufe hat es bereits eine Einmalzahlung von 3000 Euro für das sehr erfolgreiche Geschäftsjahr 2015 gegeben. Gewinnabhängige Lohnkomponenten werden erhöht.
Betriebsrenten: Das System wird komplett umgekrempelt und mit den Übergangsrenten (ab 55 möglich) zusammengeführt. Grundsätzlich geht das Zinsrisiko auf die Mitarbeiter über, weil Lufthansa nur noch feste Beiträge zahlt, statt wie bislang die Höhe der Renten zu garantieren. Das entlastet die Bilanz. Lufthansa legt beim Gehalt 5,2 Prozent für die Alterssicherung drauf. Ob es sich für die Mitarbeiter rechnet, hängt von der Rendite ab, für die ein Mitarbeiterfonds verantwortlich zeichnet. Für jüngere Mitarbeiter darf mit den Überschüssen auch in riskanteren Anlagen spekuliert werden.
Künftige Konflikte: Auf Drängen Platzecks haben sich die Partner Spielregeln für den künftigen Umgang miteinander gegeben. Wichtigster Punkt ist neben regelmäßigen Treffen die verbindliche Schlichtung vor einem unbefristeten Streik.
Beschäftigungsgarantie: Die Kabinenmitarbeiter müssen bis 2021 nicht um ihre Jobs zittern. Neben dieser Beschäftigungsgarantie hat das Unternehmen auch zugesagt, seine Flugzeuge bis 2023 nicht mit Fremdpersonal zu besetzen. Zuletzt war die Personaldecke sehr dünn geworden, sodass Lufthansa zu ungewöhnlichen Rekrutierungsmaßnahmen wie einem Casting nach TV-Vorbild griff.
Berufsbild: Aus dem viermonatigen Anlernjob Flugbegleiter soll ein Ausbildungsberuf auf Bachelor-Niveau entwickelt werden. Die höheren Entgeltstufen für Flugbegleiter mit mindestens 2150 Euro monatlichem Grundgehalt kann künftig nur noch erreichen, wer die 18-monatige Ausbildung absolviert. (dpa)
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