Heißer Arbeitskampf

Lokführer starten Ausstand am heutigen Abend

DB AG
Ein massiver Bahnstreik beginnt bereits am heutigen Abend. Den Personenverkehr bestreiken die Lokführer für 48 Stunden von Mittwoch 2.00 Uhr bis Freitag 2.00 Uhr.
Ein massiver Bahnstreik beginnt bereits am heutigen Abend. Den Personenverkehr bestreiken die Lokführer für 48 Stunden von Mittwoch 2.00 Uhr bis Freitag 2.00 Uhr.

Sechs Jahre nach dem letzten quälenden Lokführer-Streik ist es wieder so weit: Die Mitglieder der GDL haben sich mit großer Mehrheit für einen Arbeitskampf ausgesprochen. Und es geht sofort los.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft zum Streik bei der Deutschen Bahn auf. Der Ausstand soll im Güterverkehr bereits am heutigen Dienstagabend um 19.00 Uhr beginnen, kündigte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky nun in Frankfurt an. Es folgt ein bundesweiter 48-stündiger Streik im Personenverkehr und in der Bahn-Infrastruktur vom Mittwoch (2.00 Uhr) bis Freitag (2.00 Uhr).

Zuvor hatten bei einer Urabstimmung 95 Prozent der teilnehmenden Mitglieder für einen Arbeitskampf votiert. Damit sei die notwendige Zustimmung von 75 Prozent weit übertroffen worden, erläuterte Weselsky . Nach seinen Angaben beteiligten sich 70 Prozent der Mitglieder bei der Deutschen Bahn an der Urabstimmung.

Die GDL will nach den Worten Weselskys eine Nullrunde im laufenden Jahr nicht akzeptieren, verlangt eine deutliche Corona-Prämie und Einkommenssteigerungen von 3,2 Prozent bei einer Laufzeit von 28 Monaten.

Die Bahn will angesichts von neuen Milliardenverlusten während der Corona-Pandemie und großen Flutschäden einen länger laufenden Tarifvertrag und spätere Erhöhungsstufen bei gleicher Prozentzahl. Ein Streik wäre eine "Attacke auf das ganze Land", hatte Bahn-Personalchef Martin Seiler erklärt. Eine Bahn-Sprecherin hatte zudem am Montag gesagt, dass Streiks die Kunden wie Beschäftigte wie ein "Schlag ins Gesicht" treffen würden.

Die Bahn hatte am Montag keine Details zu Notfallplänen genannt. Beim letzten GDL-Lokführer-Streik vor sechs Jahren hatte man einen Notfahrplan erstellt, um zumindest etwas Betrieb aufrechtzuerhalten. Im Fernverkehr konnte etwa ein Drittel der Züge fahren, vor allem auf den Hauptstrecken vom Ruhrgebiet nach Osten sowie von Hamburg nach Süden. Auch im Regionalverkehr und bei S-Bahnen dürfte bei einem Lokführerstreik ein Großteil der Züge ausfallen. Der gestörte Betriebsablauf könnte dann auch bei Konkurrenten der Deutschen Bahn zu Einschränkungen führen.

Neben dem Streit über Einkommenszuwächse tobt im Konzern ein Machtkampf zwischen der GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Für die GDL sind hohe Tarifabschlüsse für möglichst viele Berufsgruppen und Beschäftigte eine Frage des Überlebens und der künftigen Wachstumsmöglichkeiten. Denn die Bahn muss das Tarifeinheitsgesetz umsetzen. In den 300 Betrieben des Unternehmens soll danach nur noch der Tarifvertrag der jeweils größeren Gewerkschaft zur Anwendung kommen. Meist ist das die EVG. Die GDL hat deshalb angekündigt, der Konkurrenz Mitglieder abjagen zu wollen.

Es ist der erste Streik bei der Bahn seit Dezember 2018, als die EVG ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufrief. Weitaus härter verlief der GDL-Streik 2014 und 2015. In acht sich steigernden Wellen legten die Lokführer unter Weselskys Führung die Arbeit nieder und weite Teile des Streckennetzes lahm.
Die EVG hatte schon im vergangenen Herbst einen Tarifabschluss mit der Bahn unterschrieben. Dieses Jahr gab es eine Nullrunde. Anfang 2022 erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen.



19 Kommentare Kommentieren

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10.
Ingo Simandi
Erstellt 12. August 2021 09:40 | Permanent-Link

Was haben technische Probleme mit dem Streik zu tun. das sind 2 Baustellen.

9.
Roland Helmchen
Erstellt 10. August 2021 22:54 | Permanent-Link

Dieser Streik ist bei einer Inflationsrate von 4 Prozent mehr als gerechtfertigt.

8.
Stefan Grüttke
Erstellt 10. August 2021 17:12 | Permanent-Link

Dieser Streik ist – meiner Meinung nach – sicherlich nicht legitim. ABER er ist LEGAL.

Jetzt mal eben das Grundgesetz aushöhlen zu wollen (Stichwort Tarifautonomie, Streikrecht) nur weil er nicht passt. Meine Herren, überdenken Sie doch einfach mal Ihr Demokratieverständnis.

Werner Sülberg
Erstellt 10. August 2021 18:46 | Permanent-Link

@Stefan Grüttke: Wenn die Grundrechte der Bürger durch die Pandemie eingeschränkt werden, darf man das doch wohl temporär auch für das Streikrecht erwarten. Alles andere wäre für mein Demokratieverständnis nicht akzeptabel. Was ist denn mit meinen persönlichen Grundrechten?

Stefan Grüttke
Erstellt 11. August 2021 12:51 | Permanent-Link

@Werner Sülberg: Natürlich kann man Äpfel mit Birnen vergleichen, was es nicht richtiger macht. Bei manchen Kommentaren kann ich nur noch verständnislos mit dem Kopf schütteln.

Werner Sülberg
Erstellt 11. August 2021 15:31 | Permanent-Link

@Stefan Grüttke: So geht es mir auch! Wenn man 82 Mio. Bürger über Monate durch Aushebelung der freiheitlichen Grundrechte in einen Existenz gefährdenden Lockdown schicken kann, dann muss ein Streikrecht-Lokdown für das Luxusproblem verantwortungsloser Lokführer zumindest bis zum Ende der Pandemie möglich sein! Danach können die gerne nach Lust und Laune streiken, wenn auch die Bürger wieder ihre volle Mobiltätsfreiheit haben.

Stefan Grüttke
Erstellt 11. August 2021 21:06 | Permanent-Link

@Werner Sülberg: Ich habe nicht den geringsten Hauch einer Ahnung auf welchem Planeten Sie das letzte Jahr verbracht haben. Aber ein Tipp: Googlen Sie einfach mal Pandemie.

Im übrigen ist mir meine Lebenszeit schlicht zu Schade um mich mit so einem Blödsinn weiter zu befassen.

Werner Sülberg
Erstellt 11. August 2021 21:57 | Permanent-Link

@Stefan Grüttke: Mit Querdenkern ist es sinnlos darüber zu diskutieren

Jan Lehmann
Erstellt 11. August 2021 08:58 | Permanent-Link

@Stefan Grüttke: Ein Streik ist nur dann legal, wenn er als letztes Mittel des Arbeitskampfes auch verhältnismäßig ist. Das sehe ich hier, angesichts der erfolgreichen Abschlüsse mit der EVG und in anderen Branchen und dem nach wie vor stehenden Gesprächsangebot der Arbeitgeber eher nicht so.
Und er wird von den Initiatoren ganz eindeutig dazu missbraucht, ihre Daseinsberechtigung zu schützen. Es gehört auch zu einer Demokratie, dass man sich nicht alles gefallen lassen muss und dass es Instanzen gibt, die gegebenenfalls krankhafte Auswüchse stoppen und in die Schranken weisen.

Stefan Grüttke
Erstellt 11. August 2021 12:58 | Permanent-Link

@Jan Lehmann: Es stimmt schlicht nicht. Die GDL ist bei den Lokführern und den Fahrdienstleitern die führende Gwerkschaft. Was man auch immer davon halten mag und welche Motive auch immer dahinter stehen mögen, der Streik ist legal. Und daran gibt es nunmal nichts zu rütteln. (Haben im übrigen mehrere Arbeitsgerichte bei früheren Streiks auch so gesehen.)

Es gibt nur einmal Berufe die können durch Streiks ein höheres "Druckpotenzial" entfalten als andere Berufsgruppen.

Nur – und das ist für mich der Punkt – deshalb das Streikrecht auszuhöhlen, ist defintiv der falsche Weg. Die Tarifautonomie ist – aus guten Gründen – im Grundgesetz verankert und alles in allem sind wir in den letzten 70 Jahren damit ziemlich gut gefahren.

Jan Lehmann
Erstellt 12. August 2021 08:48 | Permanent-Link

@Stefan Grüttke: Ich sprach nicht davon, das Streikrecht auszuhöhlen, sondern alle juristischen Mittel anzuwenden, um diesen Schwachsinn zu beenden. Die GDL ist nunmal im DB-Konzern die deutlich kleinere Gewerkschaft und würde bei korrekter Anwendung des Tarifautonomiegesetzes wohl nicht mehr zum Zuge kommen. Ein weniger geltungssüchtiger Gewerkschafter, als Herr W., hätte wohl eine Einigung mit der größeren Schwester versucht, um die Machtposition der Arbeitnehmer insgesamt zu stärken, was eigentlich ja auch die Aufgabe eines Gewerkschafters ist. Dieser Mensch aber setzt ganz offensichtlich nur seine persönlichen Interessen durch - und das muss doch irgendwie zu verhindern sein, da natürlich auf Grund des angesprochenen Druckpotenzials nicht nur viele Kunden, sondern auch ganze Wirtschaftszweige darunter leiden. Dafür war das Streikrecht ganz sicher sicher nicht gedacht !!

Stefan Grüttke
Erstellt 12. August 2021 09:12 | Permanent-Link

@Jan Lehmann: Das ist so (immer noch nicht) richtig. Der DB Konzern ist in Einzelbetriebe aufgeteilt. Insgesamt roundabout 300. In 16 davon hat die GDL die Mehrheit, u.a. bei den Lockführern und Fahrdienstleitern.

Insofern ist es definitiv legal was die GDL macht. Wie bereits erwähnt - für legitim halte ich es nicht.

7.
Joachim Weis
Erstellt 10. August 2021 16:11 | Permanent-Link

Die Züge in der Coronazeit fuhren oft nicht voll ausgelastet, die DB-Bediensteten hatten meines Wissens keine Kurzarbeit wie die Kollegen bei der Lufthansa. Jeder Lokführer sollte in diesen extremen Zeiten dankbar für seinen bis HEUTE erhaltenen Arbeitsplatz sein. Desweiteren werden die Kunden wieder bestraft. Meine Antwort für diese wichtigen Berufgrupppen, gilt auch für Fluglotsen, Piloten und so weiter:
STREIKVERBOT.

6.
Jan Lehmann
Erstellt 10. August 2021 15:54 | Permanent-Link

Hat dieser unmögliche Herr Weselsky nicht kürzlich noch getönt, die Kunden hätten ausreichend Zeit, sich auf einen Streik einzustellen!? Und jetzt soll EIN Tag ausreichen? Es sollte Sache eines Gerichtes sein (der Gesetzgeber kann wohl hier nicht schnell genug reagieren), dieser übertriebenen Geltungssucht dieses Gewerkschaftsraffkes Einhalt zu gebieten. Wie man sieht geht er quasi "über Leichen" um seine Daseinsberechtigung zu erhalten.

5.
Michael Heinrich
Erstellt 10. August 2021 13:50 | Permanent-Link

Ehrlich gesagt, wer fährt denn freiwillig noch mit der Bahn?

4.
Werner Sülberg
Erstellt 10. August 2021 12:53 | Permanent-Link
bearbeitet

Wenn das Infektionsschutzgesetz es der Regierung erlaubt, den Bürgern ihre Freiheitsrechte mit Strafauflagen zu entziehen, dann erwarte ich, dass sie auch verantwortungslosen Lokführern das Streikrecht untersagt und zwar noch heute in der MP-Konferenz.

3.
Frank Limberger
Erstellt 10. August 2021 12:06 | Permanent-Link

Eine Frechheit. Gerade in der Urlaubszeit. Kein Wunder dass die Autobahnen voll sind. Abgesehen von den Verspätungen, verpassten Anschlüssen, kaputten Klimaanlagen ist es mehr als egoistisch diese Aktion durchzuführen.

2.
Thorsten Lehmann
Erstellt 10. August 2021 11:58 | Permanent-Link

... und in den Zügen, die dennoch unterwegs sein werden können, drängen sich dann viele Fahrgäste, die vorher stehengeblieben sind. Mit Masken. Ohne Abstand. Bei allem Verständnis oder Unverständnis für diese Entscheidung, es ist verantwortungslos gegenüber allen Kunden. Das gilt übrigens für beide Seiten. Oder gibt es eine Abstandsregelung, die generell von den Zugbegleitern durchgesetzt wird? Kann man auch nur hoffen, dass die Klimaanlagen das durchhalten.

1.
Bernhard Klodwig
Erstellt 10. August 2021 11:39 | Permanent-Link

Da kommt doch wieder Freude auf. Soviel zur "neuen" Zusammenarbeit Flug/Bahn, wenn innerdeutsche Flüge wegfallen. Ein Schritt zurück, der dieser durchaus sinnvollen (jedenfalls für Kurzstrecken) Vorstellung keinen guten Dienst leistet.



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