Die Deutsche Bahn macht wieder einen Gewinn. Trotz Belastungen durch Pandemie-Folgen, Ukraine-Krieg und Inflation hat der DB-Konzern das Geschäftsjahr 2022 zumindest operativ mit einem Gewinn abgeschlossen. Zudem verbucht das Unternehmen einen Rekordumsatz.
Die Deutsche Bahn ist – zumindest was die unmittelbaren Folgen insbesondere der Corona-Krise anbelangt – über den Berg. Das jedenfalls legen die Zahlen des vergangenen Jahres nahe: So verbesserte sich das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebit) der Deutschen Bahn im Vergleich zum Corona-Jahr 2021 um 2,8 Mrd. Euro auf und drehte aus der Verlustzone in einen Gewinn von knapp 1,3 Mrd. Euro. Der Konzernumsatz wuchs 2022 gegenüber dem Jahr davor um 19,1 Prozent auf 56,3 Mrd. Euro – eine neue Höchstmarke. In den Jahren 2020 und 2021 hatte die Deutsche Bahn pandemiebedingt Verluste in Milliardenhöhe eingefahren.
Mehr dazu
Auch wenn das operative Ergebnis positiv ausfiel, unter dem Strich machte die Bahn erneut Verlust. Das Nachsteuerergebnis wies ein Minus von 227 Mio. Euro aus. Die Netto-Finanzschulden lagen bei 28,8 Mrd. Euro.
Treiber der positiven Entwicklung des Konzerns war neben einer starken Nachfrage im Personenverkehr insbesondere die Logistik-Tochter DB Schenker. Sie übertraf beim operativen Ergebnis den Spitzenwert von 2021 um fast 50 Prozent, erwirtschaftete mit 1,8 Mrd. Euro den höchsten operativen Gewinn ihrer Unternehmensgeschichte und schiebt den Konzern damit in die Gewinnzone.
Doch auch im Kerngeschäft der DB verbesserten sich Umsatz und Ergebnis 2022 erheblich. "Klimafreundliche Mobilität boomt. Die Nachfrage stimmt und wächst aktuell weiter stark", sagt Richard Lutz, DB-Vorstandsvorsitzender. Rund zwei Milliarden Reisende nutzten demnach im vergangenen Jahr die Züge der DB – gut 40 Prozent mehr als im Jahr davor. Der DB-Fernverkehr zählte sogar 61 Prozent mehr Passagiere. Er steigerte seinen Umsatz 2022 gegenüber dem Jahr davor um mehr als zwei Milliarden Euro auf 4,8 Mrd. Euro. Die DB Regio schaffte ein Umsatzplus von rund einer Milliarde Euro.
Mehr dazu
Die wieder erstarkte Nachfrage führte jedoch auch zu erheblichen Problemen – gerade auch angesichts des veralteten und störanfälligen Schienennetz sowie zahlreicher Baustellen zu dessen Modernisierung. So waren die DB-Züge 2022 so unpünktlich wie noch nie: Nur 65,2 Prozent der Fernverkehrszüge kamen pünktlich ans Ziel (2021: 75,2 Prozent). DB-Chef Lutz: "Das vergangene Jahr markiert einen Wendepunkt. Allen Beteiligten ist klar geworden: Wir müssen umsteuern und die Sanierung und Modernisierung der Infrastruktur gänzlich anders angehen."
Pünktlichkeitsquote soll auf über 70 Prozent steigen
Um das Schienennetz zu modernisieren und damit auch die Pünktlichkeitsquote wieder nach oben zu bringen, benötigt die Bahn in den kommenden Jahren bis zu 45 Mrd. Euro. Immerhin fünf Milliarden Euro davon sollen nun aus der erhöhten Lkw-Maut kommen, wie es die Bundesregierung in dieser Woche beschlossen hat. Wobei Bahn-Chef Lutz die Pünktlichkeit gerade im Fernverkehr schon kurzfristig verbessern will. Für dieses Jahr peilt er eine Quote von deutlich über 70 Prozent an.
Mehr dazu
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die Bahn aufgrund der hohen Inflation und milliardenschwerer Vorleistungen für zusätzliche Verbesserungen in der Infrastruktur mit einem operativen Verlust von etwa einer Milliarde Euro. Der Konzernumsatz soll 2023 mehr als 56 Mrd. Euro betragen. Zugleich rechnet die Bahn mit einem Anstieg der Nettofinanzschulden auf mehr als 33 Mrd. Euro.
Sie müssen sich einloggen oder registrieren, um kommentieren zu können.