Vor Corona schien der Ausbau des Frankfurter Flughafens gar nicht schnell genug gehen zu können. Doch wenn nun der Flugsteig G in Terminal 3 fertig wird, fehlt wegen Corona erst einmal der Bedarf.
Im Süden des Frankfurter Flughafens scheint es auf den ersten Blick die Corona-Krise nie gegeben zu haben. 40 Kräne drehen sich über der Baustelle des derzeit größten privat finanzierten Infrastruktur-Projekts in Europa.
Der Betreiber Fraport baut hier mit einem Aufwand von vier Milliarden Euro das dritte Passagier-Terminal, das im Endausbau rund 25 Millionen Passagiere fassen soll. Das entspricht dem Fluggastaufkommen des Flughafens Düsseldorf im Vorkrisenjahr 2019. Doch die ersten fertiggestellten Gebäude werden vorerst gar nicht gebraucht.
Mehr dazu
Jahrelang kannte die Entwicklung des größten Flughafens in Deutschland nur eine Richtung. Noch 2019 legte Fraport mit 70,5 Mio. Reisenden wieder einen Rekord hin. Doch die Pandemie hat im internationalen Luftverkehr vieles verändert.
Frankfurt erwartet im laufenden Jahr höchstens 25 Mio. Passagiere, eine Zahl, die selbst bei umfangreichsten Hygiene-Maßnahmen locker in den bestehenden Gebäuden abgewickelt werden kann. Das Vor-Corona-Niveau werde man voraussichtlich erst in den Jahren 2025/26 wieder sehen, sagt Fraport-Chef Stefan Schulte.
Just zu diesem Zeitpunkt soll nach mehreren Verschiebungen das Terminal 3 ans Netz gehen. Es hat die doppelte Brutto-Geschossfläche der Frankfurter EZB-Zentrale und verbraucht so viel Stahl wie 15 Pariser Eiffeltürme.
Aktuell laufen die Arbeiten für das 18 Meter hohe Stahldach des Hauptgebäudes, das als Landmarke neben dem 69 Meter hohen Tower für die Vorfeldlotsen stehen wird. "Der Rohbau ist zu 70 bis 80 Prozent fertig", sagt Bauleiter
Flugsteig G ist so gut wie fertig
Das gilt aber nur für das Hauptgebäude und die zwei Flugsteige H und J. Der auf Druck der Billigflieger vorgezogene zweite Bauabschnitt mit dem Flugsteig G könnte eigentlich schon im nächsten Jahr ans Netz gehen, doch es besteht vorerst kein Bedarf. Die als Kunden gefragten Airlines halten sich in der Krise zurück, planen extrem kurzfristig und fliegen noch lange nicht auf Vorkrisenniveau.
Man werde den Flugsteig G in der ersten Jahreshälfte 2022 schlüsselfertig übernehmen und in den "ruhenden Betrieb" setzen, heißt es bei Fraport. Die tatsächliche Inbetriebnahme werde spätestens im Frühjahr 2026 zusammen mit dem übrigen Terminal erfolgen, könne bei Bedarf aber auch vorgezogen werden.
Dafür bräuchte es dann aber eine Vorlaufzeit von etwa zwölf Monaten, um die Abläufe mit Statisten zu überprüfen sowie die Läden zu vermieten und einzurichten. Zu den Kosten des ruhenden Betriebs will sich Fraport nicht äußern, geht aber von einer "niedrigen zweistelligen" Kopfzahl für das benötigte Personal im Geister-Terminal aus.
Das Terminal 3 am Flughafen Frankfurt soll Platz für bis zu 19 Mio. Passagiere jährlich bieten. Seit Anfang 2019 wird der erste Teil, Flugsteig H, gebaut.
Mehr dazu
Viel Kritik gab es in der Rhein-Main-Region zudem an der verkehrlichen Anbindung des neuen Terminals. Dort ist zwar Platz für eine eigene Autobahnabfahrt, zehn Kilometer neue Straßen und eines der größten kommerziellen Parkhäuser Europas mit 8500 Stellplätzen.
Eine S-Bahn wird es aber vorerst nicht geben, weil sie bislang über den Status einer Vorplanung nicht hinausgekommen ist. Ab 2025 soll das Planfeststellungsverfahren beginnen. Ein Datum für die Fertigstellung steht noch nicht fest.
Umsteiger aus den beiden bestehenden Terminals oder der Fernbahn erreichen die neuen Gebäude stattdessen mit einer überirdisch geführten "Skyline-Bahn", die knapp sechs Kilometer um die Start- und Landebahnen herumgeführt wird.
Sie müssen sich einloggen oder registrieren, um kommentieren zu können.