Rückzahlung der KfW-Kredite

TUI will das Kapital um 1,1 Mrd. Euro erhöhen

Christian Wyrwa
CEO Fritz Joussen will die KfW-Kredite, die üblicherweise hohe Zinsen haben, zurückfahren.
CEO Fritz Joussen will die KfW-Kredite, die üblicherweise hohe Zinsen haben, zurückfahren.

Die TUI Group will das Kapital erhöhen und damit die teuren KfW-Kreditlinien zurückfahren. Das Reisegeschäft nimmt unterdessen laut CEO Fritz Joussen Fahrt auf. Es seien 5,2 Mio. Sommerbuchungen eingegangen.

Die vollständig gezeichnete Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten soll einen Bruttoerlös von etwa 1,1 Mrd. Euro erzielen, teilt das Unternehmen mit. Dafür werden 523.520.778 neue Aktien in einem Bezugsverhältnis von 10:21 (10 neue Aktien für je 21 bestehende Aktien) angeboten.

Die Unifirm Limited der Familie von Großaktionär Alexej Mordaschow unterstütze die Strategie und habe sich als größter Aktionär der TUI verpflichtet, alle auf ihre Beteiligung von 32 Prozent entfallenden Bezugsrechte auszuüben und die neuen Aktien entsprechend zu zeichnen. Der Rest der Kapitalerhöhung werde vollständig von Barclays Bank Ireland, BofA Securities, Citigroup, Deutsche Bank und HSBC als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners sowie Commerzbank, Landesbank Baden-Württemberg und Natixis als Joint Bookrunners übernommen.

"Nach Transformation und Umbau von Geschäftsfeldern und dem Neustart des Tourismus in den letzten Monaten liegt unser Fokus jetzt auf Refinanzierung und Reduzierung der Inanspruchnahme der Staatskredite", sagte Joussen. "Mit der Kapitalerhöhung kommen wir unserem Ziel, die staatlichen Kredite zügig zurückzuführen, einen großen Schritt näher." Unter Berücksichtigung des erwarteten Nettoerlöses reduziere sich die Inanspruchnahme der KfW-Kreditlinien um 375 Mio. Euro auf null. Die derzeitige Inanspruchnahme der Cash-Fazilität (RCF) verringere sich um den verbleibenden Nettoerlös von 724,5 Mio. Euro auf 762,0 Mio. Euro.

Zum 4. Oktober standen der TUI nach eigenen Angaben finanzielle Mittel in Höhe von 3,4 Mrd. Euro zur Verfügung und damit etwas mehr gegenüber dem Stand vom August. Unter Einbeziehung der Erlöse aus der Kapitalerhöhung beliefen sich die Mittel auf 4,5 Mrd. Euro. Der Konzern hatte sich im Laufe dieses Jahres über Wandelanleihen, eine erste Kapitalerhöhung, eine Umschuldung sowie den Verkauf von Immobilien an Riu bereits finanziellen Spielraum verschafft.

Seit August 1,1 Mio. Sommerbuchungen mehr

Unterdessen belebt sich laut TUI das Touristikgeschäft. Für das gesamte Sommerprogramm verzeichne der Konzern europaweit insgesamt 5,2 Mio. Buchungen, ein Anstieg von 1,1 Mio. Buchungen seit der Aktualisierung im August. "In den letzten Wochen wurde ein starker Aufwärtstrend festgestellt, wobei die Buchungen insbesondere in Deutschland und den Niederlanden deutlich über dem Niveau des Sommers 2019 liegen", heißt es.

Die hohe Nachfrage nach Reisen und der weiterhin bestehende kurzfristige Buchungstrend zeige sich im Anstieg der Auslastung der Flugzeugflotte in den letzten zwei bis drei Wochen vor der Abreise. Mehr als 2,6 Mio. Kunden hätten im Juli und August Urlaub mit der TUI gemacht, das seien doppelt so viele wie im Juli und August 2020.

Für das Winterprogramm 2021/22 lägen die Buchungen bei 54 Prozent des Niveaus vom Winter 2018/19. Der Durchschnittspreis liege um 14 Prozent über den Vergleichswerten für den Winter 2018/19. Die Winterkapazitäten plant die TUI aktuell zwischen 60 und 80 Prozent eines normalisierten Programms. Bei den Fernzielen werde weiterhin von einer langsameren Erholung ausgegangen. Zu den beliebtesten Winterreisezielen gehörten die Kanarischen Inseln, das spanische Festland, Ägypten und die Kapverden.

Die Buchungen für den Sommer 2022 seien mit 1,6 Millionen "sehr ermutigend". Insgesamt lägen die Buchungen für den Sommer 2022 um 54 Prozent und der Durchschnittspreis um 15 Prozent über den Buchungen für den Sommer 2019 zum vergleichbaren Zeitpunkt. Beliebteste Reiseziele seien aktuell die Türkei, Florida, Griechenland und Zypern. Angesichts des starken Nachholeffektes geht Joussen davon aus, dass sich das Volumen im Sommer 2022 wieder annähernd auf das normalisierte Niveau des Sommers 2019 einpendeln wird.



4 Kommentare Kommentieren

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2.
Ulrich Von dem Bruch
Erstellt 6. Oktober 2021 15:55 | Permanent-Link

Am 27.07.21 hatte die TUI bekannt gegeben, dass sie bis 2024 durchfinanziert ist und am 06.10. braucht sie schon wieder 1 Mrd? Irgendwie passt das für mich nicht zusammen

Klaus Hildebrandt Moderator
Erstellt 6. Oktober 2021 18:03 | Permanent-Link
bearbeitet

@Ulrich Von dem Bruch: Da muss man fairerweise sagen, dass dies kein zusätzliches Kapital ist, sondern, wie beschrieben, Kredite über 375 und 725 Mio. Euro zurückgeführt werden sollen. Die Kredite der KfW retten zwar in der Krise viele Unternehmen, nicht nur TUI. Aber die staatliche Bank lässt sich diese Hilfe sehr gut entlohnen, von Zinssätzen von bis zu 10 Prozent ist im Markt die Rede.

Ulrich Von dem Bruch
Erstellt 7. Oktober 2021 07:09 | Permanent-Link

@Klaus Hildebrandt: Das ist korrekt, aber das war ja im Juli auch schon bekannt. Warum gibt man damals bekannt, dass die Finanzierung mittelfristig gesichert ist und nach 10 Wochen legt man eine 1.0 Mrd Kiste auf?

1.
Cyrus Nurischad
Erstellt 6. Oktober 2021 15:41 | Permanent-Link

Die Frage ist, WER will im Moment in TUI-Aktien kaufen? Ich fürchte eher, dass hier mal wieder die Bundesregierung einspringen muss.



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