Die Berliner Arbeitsagenturen stellen sich darauf ein, dass sich kommende Woche bis zu 1200 Mitarbeiter von Air Berlin in der Hauptstadt arbeitslos melden könnten. Wichtig sei, dass die Transfergesellschaft komme.
„Das wird eine Herausforderung“, sagte der Leiter der Arbeitsagentur Berlin-Nord, Christoph Möller, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Sollte außerdem keine Transfergesellschaft für die Verwaltungsangestellten kommen, rechnet er mit mehr Arbeitslosenmeldungen.
Die Jobchancen schätzt er vergleichsweise gut ein: „Ich denke, dass die meisten Mitarbeiter schnell wieder etwas finden, wenn sie sich schnell kümmern.“ Piloten und Flugbegleiter würden gesucht – auch für Flugzeuge, die übernommen werden. Es gebe aber auch in der Verwaltung viele unterschiedliche Berufsgruppen, etwa IT-Experten, Marketingexperten und Mitarbeiter in kaufmännischen Berufen.
„Für alle bestehen gute Chancen auf einen baldigen Neustart. Klar ist aber auch, dass es bei manchen eine gewisse Sucharbeitslosigkeit geben kann“, sagte Möller. Er gehe davon aus, dass mit der Pleite aber keine neue Langzeitarbeitslosigkeit in Berlin entstehe. Zu jeder Phase der Umorientierung gehöre leider, dass es vielleicht Einbußen beim Gehalt gebe. „Das ist schmerzhaft. Niemand verlässt gerne das Unternehmen, in dem er viele Jahre beschäftigt war“, sagte Möller.
Wenn man neu einsteige, fange man zum Teil tiefer an, das sei auch im öffentlichen Dienst so. „Das ist erstmal ein schmerzhafter Prozess. Das ist aber vielen Mitarbeitern von Air Berlin auch klar.“ Die Arbeitsagentur hat ein eigenes Büro in der Zentrale von Air Berlin. Die von ihnen organisierten Jobbörsen seien voll gewesen, sagte Möller. „Die Stimmung war nicht top, aber die Kollegen waren auch nicht am Boden zerstört. Die Mitarbeiter wissen, dass sie nach vorne gucken müssen.“ Sie hätten bereits einige zum 1. November in neue Jobs vermittelt.
Air Berlin und der Berliner Senat bemühten sich am Donnerstag weiter um die Einrichtung einer Auffanggesellschaft für den Mutterkonzern. Diese soll nach unterschiedlichen Angaben 1200 bis 1400 bisherigen Air-Berlin-Mitarbeitern eine bessere Jobperspektive eröffnen. Darunter sind vor allem die Verwaltungsmitarbeiter aus der Berliner Zentrale, deren Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt als schwieriger gilt als die von Piloten und Flugbegleitern.
Wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte, soll die Transfergesellschaft durch einen Kooperationsvertrag am 1. November ihre Tätigkeit aufnehmen. Ihre Einrichtung war aber nach Angaben der Berliner Senatskanzlei noch nicht unter Dach und Fach.
Aus Sicht des Unternehmens ist die Einrichtung der Gesellschaft für die Verwaltungmitarbeiter jedoch sicher. Air Berlin bat in einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) offiziell um finanzielle Unterstützung, wie ein Unternehmenssprecher sagte. Senatssprecherin Claudia Sünder erklärte, Air Berlin habe darin das Land um 11,5 Mio. Euro gebeten und mitgeteilt, selbst bis zu 3,8 Mio. Euro zahlen zu können. Dieses Anliegen werde nun von der Finanzverwaltung geprüft.
Am Mittwoch waren Gespräche zwischen mehreren Bundesländern und dem Bund gescheitert, um eine große Auffanggesellschaft für bis zu 4000 Menschen zu gründen. Stattdessen ist nun eine kleinere Variante geplant.
Im Ringen um den Verkauf der übrig gebliebenen Teile von Air Berlin blieb zunächst offen, wann im laufenden vorläufigen Insolvenzverfahren spätestens noch ein Abschluss mit der britischen Easyjet oder dem deutschen Ferienflieger möglich ist. Mit Easyjet verhandelt Air Berlin seit gut einem Monat über die Übernahme von etwa 25 Flugzeugen. Easyjet bestätigte, dass die Verhandlungen am Donnerstag noch liefen. Zu den Erfolgsaussichten machte ein Unternehmenssprecher keine Angaben.
Mit dem deutschen Marktführer Lufthansa hatte sich Air Berlin bereits vor zwei Wochen auf die Übernahme von 81 Maschinen verständigt, das ist mehr als die Hälfte der Flotte. Zudem sollen bis zu 3000 Mitarbeiter von Air Berlin zum Lufthansa-Konzern wechseln. (dpa)
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