Für viele ist es ein Boot der Träume: Monatelang bereiten sie sich auf die Reise vor. Der Dokumentarfilm „Dream Boat“ zeigt schwule Männer auf Kreuzfahrt im Mittelmeer und auf der Reise zu sich selbst.
Jeden Abend Party, jeden Abend ein anderes Date, jeden Abend ein neues Abenteuer. Die Kreuzfahrt ist eine einzige Sause. So scheint es. Doch „Dream Boat“ zeigt mehr als sieben Tage auf einem Schiff voller schwuler Männer, die feiernd übers Mittelmeer schippern. Die Dokumentation bietet einen ehrlichen, keinen voyeuristischen Blick hinter die Kulissen. Sie schaut unter die Oberfläche und zeigt Menschen, die auf der Suche sind.
„Bringen wir die Jungs auf See“, ruft der Kapitän zu Beginn – und los geht’s auf die Party-Reise. Die meiste Zeit wird tatsächlich gefeiert, was das Zeug hält. Beats wummern durch die Nacht auf offenem Meer, die Outfits sind knapp, die Körper eng umschlungen. Soweit kein großer Unterschied zu allwöchentlichen Clubnächten in Berlin, Köln oder anderswo.
Doch der Dokumentarfilm von Tristan Ferland Mileswki zeigt mehr: Der Regisseur präsentiert fünf unterschiedliche Protagonisten aus fünf Ländern, lässt sie agieren und ihre Geschichte erzählen. Da ist zum Beispiel Marek aus Polen, der vor allem auf der Suche nach der großen Liebe ist und nicht allein wegen seines gut trainierten Körpers begehrt und schon gar nicht als Sexobjekt wahrgenommen werden möchte. „Ich will jemanden finden, der mich wegen meiner selbst liebt und mich nicht nur als Ware sieht“, sagt der junge Mann.
Gerade in diesen melancholisch-traurigen Momenten entfaltet der Film eine besondere Kraft. Mitten im wilden Party-Geschehen geht es um die großen Fragen des Lebens: Liebe, Hoffnung, Familie, Gesundheit und Zukunft. Ramzi aus Palästina, der mit seinem Freund auf Reisen ist, erzählt von seiner tiefen Dankbarkeit, nun in Belgien zu wohnen und damit in einem Land, das seine Art zu leben gesetzlich schützt. „Ein Land, in dem ich zur Polizei gehen kann, wenn ich wegen meines Schwulseins diskriminiert werde.“
Ernst und ehrlich – das ist die eine Seite. Doch es gibt auch Momente voller Komik und Lebensfreude. So gelingt der Doku mit der richtigen Mischung eine Reise in einen Kosmos, die für jeden der Protagonisten eine ganz eigene Reise vor allem zu sich selbst ist. (dpa)
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