Der Abschuss eines Eisbären während der Vorbereitung eines Landgangs von Hapag-Lloyd Cruises hat für einige Kritik gesorgt. Die Reederei versucht nun, den Vorfall einzuordnen.
Hapag-Lloyd Cruises teilt mit, dass man den Vorfall sehr bedauere. Das vierköpfige Eisbärenwächter-Team habe einen Landgang auf dem zu Norwegen gehörenden Arktis-Archipel Svalbard vorbereitet, als einer der Wächter überraschend von einem Eisbären angegriffen worden sei und nicht mehr selbst hätte reagieren können. Versuche der anderen Wächter, das Tier zu vertreiben, seien nicht erfolgreich gewesen. Daher habe man aus Gründen der Notwehr und um das Leben der angegriffenen Person zu schützen, eingegriffen und das Tier erschossen. „Hapag-Lloyd Cruises reist seit vielen Jahren mit einer erfahrenen Crew in diese Destinationen. Das Unternehmen wird in den Destinationen als verantwortungsbewusster Partner respektiert und klärt seine Gäste durch mitreisende Experten über die Verhaltensweisen in diesen Gebieten aktiv auf. Es tut uns sehr leid, dass es zu diesem Vorfall gekommen ist“, heißt es.
Die Crew hatte ursprünglich versucht, den Bären durch Schreie und das Abfeuern einer Signalpistole zu vertreiben, sagte Polizeichef Ole Jakob Malmo. Das tote Tier sei nun zur weiteren Untersuchung nach Longyearbyen, der größten Siedlung auf dem Archipel, gebracht worden.
Das verletzte Crew-Mitglied durfte inzwischen das Krankenhaus wieder verlassen, wie die Klinik im norwegischen Tromsø mitteilte. Der 42-Jährige war am Kopf verletzt worden.
Vor allem in den sozialen Netzwerken gab es Kritik, sie reichte über Kritik an der Reederei, als auch an der Kreuzfahrt-Branche und dem Tourismus allgemein. „Diese Art Urlaub müsste komplett neu überdacht werden. Nicht nur das diese Schiffe zu den größten Umweltverschmutzern gehören. Nein, sie zerstören auch Städte, siehe Venedig“, heißt es auf der fvw-Facebook-Seite von Claudia Mades. „Das was passiert ist, war grausam und leider ein all zu perfektes Beispiel dafür, dass Tourismus nicht nur bedeuten sollte, die Welt zu verkaufen um sie zu entdecken, sondern auch Verantwortung zu übernehmen und sie zu schützen“, lautet ein anderer Kommentar von Felix Westermann.
Die Behörden auf Svalbard warnen immer wieder vor der Gefahr, die von Eisbären ausgeht. Sie raten Menschen, die außerhalb der Siedlungen unterwegs sind, Feuerwaffen oder andere Vorrichtungen zur Abschreckung der Tiere bei sich zu tragen. „Hapag-Lloyd Cruises ist sich seiner Verantwortung bei Reisen in den sensiblen Gebieten und dem respektvollen Umgang mit der Natur und Tierwelt sehr bewusst“, heißt es in der Reederei.
Spitzbergen sei ein großes Gebiet, an einigen, wenigen Stellen seien Anlandungen möglich. Diese dienten aber nicht der Eisbären-Beobachtung. Eisbären würden nur von Bord der Schiffe, „aus sicherer Distanz“ beobachtet. Um einen Landgang vorzubereiten, gingen die Eisbärenwächter nach ihrer Sichtung der Landestelle von Bord aus zunächst als Gruppe und ohne Passagiere an Land, richteten eine Landstation ein und begingen nochmal die Gegend, um sicher zu stellen, dass keine Eisbären da seien. Sobald sich ein solches Tier nähere, würde der Landgang sofort abgebrochen. (ASC, mit dpa)
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