ITB Kongress

Chinas Reisekonzerne expandieren global

Klaus Hildebrandt
Diskussion über "Chinas Power": Charlie Li (Travel Daily), Angel Zhao (Alibaba), Jim Quian (Fosun) und Lynn Qu (Trip.com).
Diskussion über "Chinas Power": Charlie Li (Travel Daily), Angel Zhao (Alibaba), Jim Quian (Fosun) und Lynn Qu (Trip.com).

Alibaba, Ctrip, Fosun Tourism Group – auf der ITB präsentieren sich Chinas Unternehmen selbstbewusst. Der riesige Heimatmarkt ist ihnen längst nicht genug.

Die Chinesen reisen immer mehr ins Ausland – und die Unternehmen folgen ihnen. "Wir sind bereits ein globales Unternehmen und erzielen 48 Prozent unseres Umsatz in Europa", sagte Jim Quian, Chef der Fosun Tourism Group, zu der Club Med und eine Beteiligung an Thomas Cook gehören. Mit Thomas Cook baut der Mischkonzern Fosun einen Veranstalter in Schanghai auf und plant Cook-Hotels und weiter Club-Med-Anlagen in China. Auf Hainan wurde ein Atlantis-Hotel in Zusamenarbeit mit der Kerzner-Gruppe eröffnet, mit Cirque du Soleil wird kooperiert. "Wir sind offen für weitere Partnerschaften", sagte Quian auf dem ITB-Kongress.

Chinas führendes Online-Reisebüro Ctrip expandiert international mit dem Metasearcher Skyscanner und der Marke Trip.com. "Wir betreiben Call Center in China, Korea und Großbritannien und bedienen unsere Kunden in zehn Sprachen", erläuterte Lynn Qu, Chief Product Officer von Trip.com. Wichtig allerdings sei, die Produkte, Websites und Apps an die lokalen Bedürfnisse anzupassen.

Der Handelsriese Alibaba sieht Reisen als Teil seiner globalen Wachstumsstrategie. Alibaba, die 2018 laut Angel Zhao, verantwortlich für das globale Geschäft, 642 Mio. Kunden zählten, bindet das eigene Reiseportal Fliggy eng in das eigene "Öksystem" ein, zu dem gemeinsame Kundendatenbanken und das Zahlungssystem Alipay zählen. Mit großen internationalen Marken wie Marriott oder Singapore Airlines gebe es eine enge Kooperation, so Zhao.

Jüngere Chinesen wollen die Welt sehen

Unterdessen wächst auch der Heimatmarkt weiter. Vor allem junge Menschen ab Jahrgang 1995 ("Generation Z") treiben die Expansion, so Zhao. Im vergangenen Jahr habe es in der Altersgruppe bei Reisen ein Wachstum von 40 Prozent gegeben. Begünstigt werde diese Entwicklung durch immer mehr Flugverbindungen von kleineren Städten – die allerdings immer noch Millionenmetropolen sind. Gerade jüngere Touristen wollen zudem nicht mehr in Gruppen, sondern individuell Regionen wie Europa erkunden.

2018 unternahmen die Chinesen 162 Mio. internationale Reisen, berichtete Wolfgang Arlt, Chef des China Outbound Tourism Research Institute (Cotri). Davon gingen allerdings fast die Hälfte nach "Greater China", also Hongkong, Macao und Taiwan. Bis zum Jahr 2023 wird die Zahl der internationalen Reisen auf 250 Millionen steigen, prognostiziert Cotri. "China wird der wichtigste Quellmarkt für die Länder in der Region und der wichtigste interkontinentale Quellmarkt für Europa", sagte Arlt.



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