Sand mitnehmen verboten

Bundesregierung ermahnt deutsche Sardinien-Touristen

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Sand gibt es doch „wie Sand am Meer“ – auf Sardinien trifft das Sprichwort nicht zu. Sand mitnehmen ist an den Stränden daher verboten.
Sand gibt es doch „wie Sand am Meer“ – auf Sardinien trifft das Sprichwort nicht zu. Sand mitnehmen ist an den Stränden daher verboten.

Das Auswärtige Amt hat Sardinien-Touristen ermahnt, keinen Sand als Souvenir mitzunehmen. Das sei verboten und schade der Insel. Auch anderswo wird die Ressource knapp.

Die Bundesregierung hat deutsche Touristen auf der Urlaubsinsel Sardinien ermahnt, keinen Sand vom Strand mitzunehmen. „Touristen nehmen jedes Jahr tonnenweise Sand, Steine und Muscheln als Souvenir von der Insel mit“, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin via Twitter. Dies schade aber der Umwelt und sei per Gesetz auf der italienischen Insel verboten. Die Strafen dafür könnten sich auf eine Summe zwischen 500 und 3000 Euro belaufen. „Lassen Sie den Sand also bitte da, wo er hingehört“, hieß es in dem Aufruf, den die Deutsche Botschaft in Rom auch auf Italienisch veröffentlichte.

Sardinien ist für seine besonders schönen Strände mit weißem Sand berühmt. Gefragt ist zum Beispiel der Sand aus weißem Quarz von dem Strand Is Arutas im Westen der Insel, der das Wasser besonders türkis erscheinen lässt. Dort stehen auch Schilder: „Vietato rubare la sabbia“ – also: Sand stehlen verboten. Touristen werden dort auch häufiger kontrolliert, ob sie nicht doch ein paar Körnchen eingesteckt haben. An anderen Stränden sind zum Schutz des Sandes sogar Handtücher verboten, so zum Beispiel in La Pelosa im Norden der Insel.

Sand wird zur knappen Ressource

Nicht nur auf Sardinien wird der Sand knapp – denn die Ressource steckt so ziemlich in allem, auf dem unsere moderne Gesellschaft gebaut ist. Die Nachfrage nach Sand und Kies ist so dramatisch gestiegen, dass Experten mittlerweile Alarm schlagen – und das alte Sprichwort „wie Sand am Meer“ bald obsolet werden könnte.

„Sand ist die Grundlage unserer modernen Gesellschaft“, sagt Aurora Torres, Wissenschaftlerin am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Mittlerweile sind die Quarzkörnchen gleich nach Wasser zum weltweit am meisten konsumierten natürlichen Rohstoff mutiert. Denn Sand steckt nicht nur in Häusern, sondern so ziemlich in allem, von Glas über Asphalt bis zu Kosmetika, Zahnpasta, Mikrochips, Smartphone-Bildschirmen, Autos und Flugzeugen. Das aus Sand gewonnene Siliciumdioxid (SiO2) wird auch in der Weinindustrie und vielen Lebensmitteln verwendet. Man könnte meinen, dass in den Wüsten der Welt genug von dem begehrten Rohstoff herumliegt. Das Problem: Wüstensand ist für die Herstellung von Beton nicht geeignet.

Zur Sandgewinnung werden riesige Schwimmbagger eingesetzt, die Tonne um Tonne vom Meeresgrund, aber auch aus Seen oder Flüssen abtragen. Die Folgen für die empfindlichen Ökosysteme sind oft verheerend. Flussbetten sinken ab, Küsten erodieren, die Fauna in den Ozeanen wird zerstört, ganze Inseln verschwinden. Schutzmechanismen, die eigentlich Stürme und Tsunamis abhalten, werden außer Kraft gesetzt.

Indonesien etwa verliere durch hemmungslosen Sandabbau immer mehr seines Territoriums, schrieb die renommierte spanische Zeitung „El País“ zuletzt. Mehr als zwei Dutzend Inseln des bei Urlaubern aus aller Welt beliebten Archipels seien bereits komplett verlustig gegangen. Aber auch Europa ist betroffen: „Die Strände der Kanarischen Inseln etwa überleben heutzutage durch Sandimporte aus der West-Sahara.“ (dpa)

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