Sachverständigenrat

Experten erwarten schnelle Erholung nach der Rezession

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Sachverständigenrat: kein Grund für ein Horrorszenario.
Sachverständigenrat: kein Grund für ein Horrorszenario.

Die Bundesrepublik steckt in einer der tiefsten Wirtschaftskrisen. Doch Ökonomen machen den Menschen auch Hoffnung.

Die Corona-Pandemie stürzt die Bundesrepublik in eine der schlimmsten Rezessionen ihrer Geschichte. Weil sie aber eine im Kern gesunde Ökonomie trifft, hält der Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage aus aktueller Sicht eine schnelle und nachhaltige Erholung für wahrscheinlich.


Es gebe "keine massiven strukturellen Verwerfungen", sagte Volker Wieland, einer der drei Top-Ökonomen des Beratergremiums der Bundesregierung. "Es ist nicht wie in einem Krieg, wo der Kapitalstock zerbombt wäre und die Arbeiter an der Front sind."

Die Experten wandten sich gegen "Horrorszenarien" mit einem möglichen zweistelligen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts und dauerhaften sowie erheblichen Folgen.

Der Corona-Schock treffe die Wirtschaft "ins Mark", heißt es in einem am Montag vorgestellten Gutachten. Als derzeit wahrscheinlichstes Szenario unterstellt der Rat einen fünfwöchigen "Shutdown" und eine anschließende kurze Erholungsphase.

BIP-Prognose: Zwischen minus 2,8 und 5,4 Prozent

Für diesen Fall würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands 2020 um 2,8 Prozent schrumpfen, um im folgenden Jahr gleich wieder um 3,7 Prozent zuzulegen. Zum Vergleich: 2009 war die größte europäische Volkswirtschaft infolge der globalen Finanzkrise um 5,7 Prozent eingebrochen. 2010 und 2011 konnte das BIP dann aber wieder um 4,2 und 3,9 Prozent zulegen.

Im schlimmeren Szenario nach einem längeren "Shutdown" wäre aus Sicht der Ökonomen ein tieferer Einbruch 2020 in der Größenordnung von 5,4 Prozent denkbar. Sollten die gesundheitspolitischen Maßnahmen sogar über den Sommer hinaus andauern, würde sich die wirtschaftliche Erholung erst im Jahr 2021 einstellen. "Die getroffenen Politikmaßnahmen reichen dann womöglich nicht aus, tiefgreifende Beeinträchtigungen der Wirtschaftsstruktur zu verhindern."

Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft sind aus Sicht der "Wirtschaftsweisen" unausweichlich. Man dürfe jetzt nicht Wirtschaft und Gesundheit gegeneinander aufrechnen, sagte der Vorsitzende des Expertengremiums, Lars Feld. "Die Einsicht des Einzelnen ist sehr wichtig in dieser Situation."

Bundesrat und Bundestag hatten in der vergangenen Woche ein beispielloses Krisenpaket der Bundesregierung beschlossen, das gewaltige Hilfen zur Rettung von Arbeitsplätzen und Unternehmen, Unterstützung von Krankenhäusern sowie zur Sicherung von Lebensunterhalt und Wohnung der Bürger vorsieht.

Die Experten bewerten diese Maßnahmen als angemessen. "Der Erfolg der wirtschaftlichen Stützungsmaßnahmen hängt jedoch wesentlich von der Dauer der Einschränkungen ab. Voraussetzung für einen Aufschwung ist die Normalisierung des sozialen und wirtschaftlichen Lebens."




1 Kommentar

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Dietmar Rauter
Erstellt 31. März 2020 09:23 | Permanent-Link

Ich möchte nichts verschlimmbessern: Aber könnte es sein, daß die Wirtschaftsweisen evtl. die 'Nebengewerbe' wie Taxifahrer, Cafebetreiber, Boutique-Besitzer , überhaupt bestimmte Dienstleister wie wir, und Händler gar nicht auf der Reihe haben ? Einmal abgesehen von den Tagelöhnern, die in der Landwirtschaft, sei es in Spanien oder bei uns, die für (zu) billige Lebensmittel sorgen , den Saisonarbeitern in der Hotellerie oder den so freundlichen Sklaven, die von AIDA & Co ausgebeutet werden. Über diese Existenzen spricht niemand. Eines ist sicher: Textilien werden billiger, wenn die Einkaufsmeilen den Wettbewerb wieder zulassen. Für diejenigen, die jetzt erst einmal Pause machen müssen, ist das aber nicht die erste Sorge...

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