Das war zwar weniger als 2021 mit Schäden von 320 Mrd. Dollar, reihte sich aber in die "schadenintensiven" vergangenen fünf Jahre ein. Finanziell schwerwiegendste Katastrophe des vergangenen Jahres war demnach mit 100 Mrd. Dollar Schaden der Hurrikan "Ian", der Ende September die US-Ostküste traf.
Die Munich Re dokumentiert seit Jahrzehnten Naturkatastrophen, da die Daten für die Berechnung der Versicherungsbeiträge von Bedeutung sind. Nordamerika wird häufig am schwersten getroffen, so auch im vergangenen Jahr mit 150 Mrd. Dollar Gesamtschaden.
Hurrikane sind dabei ein maßgeblicher Faktor. "Die Hurrikanstatistik im Atlantik geht bis 1851 zurück", sagte Rauch. "Im Mittel gab es seither etwa elf bis zwölf benannte tropische Wirbelstürme pro Jahr, allerdings sind die Beobachtungsdaten aus früheren Jahrzehnten nicht unbedingt vollständig."
Die Munich Re geht davon aus, dass der für die US-Ostküste und die Karibik beunruhigende Trend anhält: "Zugenommen hat auch der Anteil der besonders starken Stürme, und dieser wird im Zuge des Klimawandels weiter zunehmen", sagte Rauch.
An zweiter Stelle der Naturkatastrophenschäden folgt die Region Asien/Pazifik mit rund 70 Mrd. Dollar. Die Schäden in Europa beliefen sich auf etwa 25 Mrd. Ungewöhnlich waren nach Einschätzung der Geowissenschaftler des Unternehmens vor allem extreme Trockenheit und Temperaturen.
"In Hamburg und in London hatten wir erstmals über 40 Grad, und wieder - ähnlich wie 2018 - eine starke Dürre gesehen", sagte Rauch. Es gibt nicht viele Jahre, in denen man in Deutschland den Klimawandel so unmittelbar spüren kann." Rauchs Erwartung für die Zukunft: "Diese Kombination von Hitze und Dürre werden wir in Zukunft öfter sehen."
Nach Auswertungen des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus war der Sommer 2022 der wärmste bisher gemessene in Europa, das Gesamtjahr 2022 das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1979. Heißer war bislang nur das Jahr 2020.
Das betrifft auch Deutschland: "Im Ahrtal übertraf der versicherte Schaden mit acht Milliarden Euro den vorherigen Schadenrekord durch Hochwasser in Deutschland um den Faktor vier", nannte Rauch die Flut des Sommers 2021 als Beispiel.
Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) rief die deutsche Politik daher auf, mehr für Vorbeugung und Schadenbegrenzung zu tun: "Prävention und Klimafolgenanpassung sind der Dreh- und Angelpunkt, um Naturkatastrophen wie die Ahrtalflut zu verhindern", sagte Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. "Wir Versicherer appellieren an die Politik, dies in der Diskussion um eine Elementarschadenabsicherung in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu stellen." Das bezieht sich auf die immer wieder aufflammenden Debatten um eine Versicherungspflicht gegen Überschwemmungen und Hochwasser für Hausbesitzer.
Nach den Analysen des EU-Programms Copernicus sind die Temperaturen in Europa in den vergangenen 30 Jahren mehr als doppelt so schnell gestiegen wie im globalen Durchschnitt, von allen sieben Kontinenten erwärmt sich Europa am stärksten. Die Konzentrationen von
Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre sind demnach 2022 auf Rekordwerte gestiegen: Im Jahresdurchschnitt auf 417 ppm (Teile pro Mio.) für Kohlendioxid und 1894 ppb (Teile pro Mrd.) für Methan.
Die Messungen zeigten, "dass die atmosphärischen Konzentrationen weiter ansteigen, ohne dass es hierbei Anzeichen für eine Verlangsamung gibt", sagte Vincent-Henri Peuch, Leiter des Copernicus-Monitoring-Dienstes. Grundlage der Beobachtungen sind Messungen am Boden, in Luft und Wasser sowie von Erdbeobachtungs- und Wettersatelliten.
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