Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro will seine Stadt gegen den Massenandrang verteidigen. Touristen hält er trotzdem an, länger zu bleiben.
Venedig ist nach Ansicht des Bürgermeisters so sehr vom Massentourismus betroffen wie keine andere Stadt. "Ich würde gerne ein Vorbild auswählen, aber das Problem ist, dass es niemanden auf der Welt gibt, der diese Art von Situation hat", sagte Luigi Brugnaro in Rom. In einigen Monaten – ein genaues Datum gibt es noch nicht – sollen Tagestouristen in der Lagunenstadt eine Art Eintrittsgeld zahlen. Brugnaro will damit erreichen, dass die Kosten für die Reinigung der Stadt nicht nur auf den "Schultern der Bürger" lasten. Möglicherweise sei die Maßnahme auch etwas für andere europäische Städte, sagte er.
Venedig sieht sich seit Jahren einem riesigen Andrang von Touristen konfrontiert. Immer wieder gibt es Ideen, wie die Massen in Schach gehalten werden könnten. Brugnaro machte deutlich, dass es bei der neuen Maßnahme um etwas anderes gehe: Die Stadt solle auch weiterhin als Stadt wiedererkennbar sein und gepflegt werden, damit sie auch für kommende Generationen erlebbar sei. "Wir wollen die Stadt verteidigen", sagte er. Brugnaro will Besucher aber auch ermutigen, nicht nur einen Abstecher in die Stadt zu machen. Man brauche einige Tage, um die Stadt zu verstehen, sagte er.
Die Kommune rechne damit, in diesem Jahr etwa drei Mio. Euro mit dem Eintrittsgeld einzunehmen. Die Reinigungskosten in der historischen Altstadt seien um 30 Mio. Euro höher als in anderen Städten – auch, weil die historische Altstadt täglich "per Hand gefegt" werde, sagte Brugnaro.
Touristen, die keine Unterkunft in Venedig gebucht haben, sollen dieses Jahr zunächst drei Euro zahlen. 2020 soll der Preis auf sechs Euro steigen, in ruhigen Zeiten aber auch gesenkt oder bei stärkerem Andrang angehoben werden. Hotelgäste zahlen ohnehin eine Ortstaxe.
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