Einreise-Bestimmungen

Mancher Stempel im Pass ist ein No-Go

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Das beliebte Sammeln von Einreise-Stempeln im Pass kann mitunter zu Problemen führen.
Das beliebte Sammeln von Einreise-Stempeln im Pass kann mitunter zu Problemen führen.

Manchmal endet eine Reise schon bei der Grenzkontrolle am Flughafen: In einigen Ländern kann ein bestimmter Stempel im Pass bei der Einreise echte Probleme machen – und im schlimmsten Fall zur Zurückverweisung führen. Das lässt sich meist vermeiden.

Ein deutscher Reisepass öffnet viele Grenzen. Wer das bordeauxrote Dokument besitzt, muss sich nach Angaben der britischen Beraterfirma Henley & Partners lediglich für etwas mehr als 40 Staaten vorab ein Visum besorgen. Sieben Staaten – darunter die USA, Australien und Kanada – verlangen eine elektronische Einreise-Erlaubnis (Esta/Eta), die man spätestens 72 Stunden vor Abflug online beantragen sollte. In 37 Ländern wird erst bei der Ankunft ein Visum („Visa on arrival“) erteilt.

In den meisten Ländern außerhalb des Schengen-Raums werden Ein- und Ausreise mit Stempeln im Reisepass dokumentiert. Sie sind für viele Urlauber beliebte Souvenirs. In Internet-Foren tauschen sich Sammler darüber aus, wie man trotz automatisierter Verfahren noch ein Sammlerstück ergattern kann. „Einige Vielflieger haben es sich zum Ziel gesetzt, einen Stempel von jedem Land der Welt zu bekommen“, sagt Sebastian Schmidt, Marketingmanager von Visumpoint. Die Berliner Agentur verhilft Geschäftsreisenden, Montagearbeitern und Touristen zu ihren benötigten Einreise-Genehmigungen.

Stempelvermerke können Vor- und Nachteile haben. „Vor allem in afrikanischen Staaten, die derzeit vermehrt auf digitalisierte Dokumentation umstellen, kann es sinnvoll sein, die Bestätigung des E-Visums ausgedruckt mit sich zuführen und bei der Einreise zusätzlich einen Stempel zu verlangen – sofern dieser nicht ohnehin erteilt wird“, empfiehlt der Visa-Spezialist. Die Online-Portale für E-Visa arbeiteten oft noch nicht zuverlässig.

Problemfall Israel-Reisen

Bei der Einreise in Israel ist es hingegen nicht ratsam, sich einen Stempel in den Pass drücken zu lassen. Bei einem späteren Besuch in arabischen Staaten, etwa im Iran, im Libanon oder in Kuwait, können die Sichtvermerke sonst zu einer Einreise-Verweigerung führen, wie das Auswärtige Amt auf der eigenen Website informiert.

Daher sehen israelische Grenzbeamte auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion sowie an zwei Grenzübergängen nach Ägypten und Jordanien von einem Einreise-Stempel im Pass ab. Wie das Auswärtige Amt bestätigt, werden stattdessen Einreise-Karten verwendet, die bei der Ausreise wieder entfernt werden können.

Experten wie Sebastian Schmidt halten die Praxis eingelegter Karten oder Blätter bei einem einmaligen Israel-Besuch für sinnvoll. Urlaubern, die mehrfach in das Heilige Land reisen möchten, rät der Visa-Spezialist, bei der zuständigen Passbehörde zu Hause einen zweiten Pass zu beantragen.

Wer für Israel seinen zweiten Pass benutzt, kann auch verschärfte Kontrollen der israelischen Sicherheitskräfte vermeiden. Sollten sich nämlich Visa arabischer Staaten oder des Irans im Reisepass befinden, erfolgt nach Angaben des Auswärtigen Amts bei der Einreise in Israel eine Sicherheitsbefragung. Jordanien und Ägypten sind von dieser Regel ausgenommen. Jeder, der mit Stempel oder Visa von Malaysia, Indonesien oder dem Sudan einreist, muss ebenfalls auf ein entsprechendes Interview durch Sicherheitskräfte gefasst sein.

Problemfall China-Reisen

Für Deutsche, die häufig in der Türkei Urlaub machen, kann ein zweiter Pass manchmal ebenfalls sinnvoll sein. Zumindest, wenn sie vorhaben, nach China zu reisen und dafür ein Visum zu beantragen. Der Grund: Wer viele türkische Stempel im Reisepass hat, muss nach Schmidts Erfahrungen im Generalkonsulat der Volksrepublik China in Frankfurt erscheinen und weitere Angaben zu den Anlässen dieser Reisen machen.

Wie sinnvoll zwei Pässe sind, zeigt sich auch, wenn mehrere Auslandsaufenthalte in visapflichtige Staaten geplant sind. Um die entsprechenden Dokumente zu besorgen, reiche ein Pass oft nicht aus, weiß Schmidt: „Wer viel in Russland, USA und China unterwegs ist, hat häufig sogar drei oder vier Pässe.“

Für die Ausstellung eines zweiten Reisedokuments muss gemäß Passgesetz ein berechtigtes Interesse nachgewiesen werden. Dieses kann in zeitlichen Überschneidungen bei der Visa-Erstellung bestehen. Auch die Tatsache, dass dem Antragsteller vermutlich die Einreise in ein Land verweigert wird, weil er sich zuvor in bestimmten Staaten aufgehalten hat, wird akzeptiert.

Problemfall USA-Reisen

Die Einreise-Formalitäten für Reisen in die USA sind mit Einführung der Esta-Formulare und der Teilnahme am sogenannten Visa-Waiver-Programm stark vereinfacht worden. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Wer sich seit 2011 in Syrien, Sudan, Libyen, Jemen, Somalia, Irak oder Iran aufgehalten hat, muss persönlich in der US-Botschaft in Berlin oder in einem der fünf US-Konsulate erscheinen und dort ein Visum beantragen, das ihm im Anschluss per Post zugeschickt wird.

„Der Reisende wird zum Anlass seiner Reise interviewt und muss sich bestätigen lassen, dass er nur zu Touristenzwecken dort war“, sagt Wiebke Thusek. Die Reisebüro-Inhaberin aus Uetze bei Hannover wird sich in Zukunft mehr als bisher mit Einreise-Formalitäten befassen müssen. Mit Inkrafttreten des neuen Pauschalreise-Rechts zum 1. Juli 2018 sind Reisebüros gesetzlich dazu verpflichtet, Pauschalurlauber vor Vertragsabschluss umfassend über Visa- und Impfvorschriften sowie Einreise-Bestimmungen des Ziellandes zu informieren.

Um sich gegen Haftungsansprüche abzusichern, muss sich die Reiseexpertin schriftlich bestätigen lassen, dass sie ihre Kunden aufgeklärt hat. Sollten die Urlauber nicht informiert worden sein, können sie Schadenersatz verlangen, wenn sie zum Beispiel bei der Einreise in ein Land scheitern.

Start-ups wie Passolution haben bereits erkannt, dass den Reisebüros künftig ein erhöhter Arbeitsaufwand bevorsteht. Das junge Unternehmen aus Köln will den Agenturen aufwändige Recherchen beim Auswärtigen Amt ersparen. „Auf Basis einer umfangreichen Datenbank werden Reisebüros über eine Schnittstelle vollautomatisiert mit allen relevanten Bestimmungen versorgt“, erklärt Geschäftsführer Dennis Zimon. Dabei werde auch über das mögliche Konfliktpotential bestimmter Stempel und Sichtvermerke informiert. (dpa)

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