Die Buchungen ziehen an, das Flugangebot steigt. Der fvw|TravelTalk Workshop auf Gran Canaria zeigte: Die Inseln sind startklar für die Wintersaison.
Die gestiegenen Buchungen für die Kanaren, seitdem Spanien nicht mehr als Hochrisikogebiet gilt, beflügelten die Freude über das persönliche Treffen noch. In den vergangenen Wochen und Monaten seien die Zahlen der deutschen Touristen auf die Kanaren "exponentiell gewachsen", sagte Arturo Ortiz, Direktor von Turespaña in Berlin.
Zudem erfüllen die Kanarischen Inseln die Kriterien, die den deutschen Urlaubern seit Corona besonders wichtig sind: eine hohe Impfquote (mehr als 80 Prozent) und damit niedrige Inzidenzen, gute Sicherheits- und Hygienekonzepte sowie eine mögliche schnelle Rückreise. "Das Vertrauen der Deutschen in die Kanaren ist da", sagte Llinares. Und der Markt erholt sich zusehends. Während das Minus der deutschen Gäste im Juni 2021 im Vergleich zu Juni 2019 für Gran Canaria noch bei 53 Prozent lag, reduzierte es sich im August auf 30 Prozent.
Ein Signal, das zugleich sehr von Kurzfristigkeit geprägt ist. Heute buchen laut Llinares 13 Prozent der Reisenden ihren Urlaub zwischen einem Tag und 15 Tagen vor Abreise. "Es gibt Tage, an denen abends anreisende Gäste am Morgen noch gar nicht im System erfasst waren", sagt Arno Richartz, der mit seiner Agentur Viajes Canarias Europa Incoming-Partner von Schauinsland-Reisen ist. Auch bei Alltours laufen die Buchungen zum Teil erst einen Tag vorher ein, berichtete Destinationsmanagerin Jana Sperner.
Der hohe Last-Minute-Anteil erschwert die Planungen auf allen Ebenen. "Es ist fraglich, ob die Urlauber wieder zu ihrem alten Buchungsverhalten zurückkehren", sagte Ortiz. Dennoch erwartet der Chef des Berliner Turespaña-Büros eine gute Wintersaison für die Kanaren und 2022 ein gutes Jahr für Spanien insgesamt. Schließlich hat das Land, auch dank der landesweit hohen Impfquote, Corona gut im Griff.
Punktuell ist die aktuelle Nachfrage für die Kanaren so groß, dass es bei Schauinsland-Reisen sogar schon zu Stop-Sale-Meldungen kam, da einzelne Hotels ausgebucht sind. Alltours-Expertin Sperner sieht derzeit vor allem für den Herbstferien-Monat Oktober eine hohe Nachfrage. Manuel Morales, bei der FTI Group zuständig für Spanien, erwartet zudem ein gutes Geschäft über Weihnachten und Silvester, auch wenn dieser Zeitraum noch nicht, wie vor Corona, schon jetzt stark gebucht ist. Allerdings, so Sperner und Morales, es gebe auch schwächere Monate wie Januar und Februar, in denen man selbst in guten Jahren von Overtourism weit entfernt gewesen sei.
Nach Einschätzung der Veranstalter dürften allerdings fast alle Häuser im Winter zur Verfügung stehen. Nur wenige könnten das Geschäft auf ihre besten Anlagen konzentrieren, meinte Morales. Einige Hotelgruppen wie etwa Cordial Hotels & Resorts haben durch die Krisenzeit hindurch ihre Anlagen offen gehalten. "Nur wenige Ketten haben durchgehalten und konstant geöffnet", sagte Sylke Gnefkow, Marketing-Verantwortliche bei Cordial.
Auch wenn die Buchungen gut laufen, sind sich die Veranstalter einig: Die Verluste von Anfang des Jahres sind nicht mehr auszugleichen. Zwar scheuen sich die Urlauber nicht, mehr Geld auszugeben und entscheiden sich für gehobenere Hotels und auch längere Aufenthalte, hat Uta Dirksen, Produktmanagerin bei DER Touristik, festgestellt. "Den Buchungsstillstand von Januar bis März holen wir für die Sommersaison aber nicht mehr auf", sagte sie. Es gelte daher, sich Schritt für Schritt weiter aus der Krise zu hangeln und auf Sicht zu fahren, betonte FTI-Manager Morales.
Am Sport- und Aktivangebot scheitert es jedenfalls nicht. Die Insel hat etliche Wander- und Radrouten durch die abwechslungsreiche Landschaft mit jahrhundertealten Pinienwäldern, den Felsformationen auf bis knapp unter 2000 Metern, Lorbeerwäldern und der langgezogenen Küste zu bieten. "Die Region ist viel ursprünglicher und das komplette Gegenteil von der berühmten Ferienregion im Süden", sagte Arias vom Fremdenverkehrsamt, der aus Las Palmas stammt. Genau dieses unbekannte Gesicht der Insel lernten die Reiseprofis beim fvw|TravelTalk Workshop kennen.
Jüngeren Gästen diese Seite der Insel näher zu bringen, sehen Astrid van Wijk, Verkaufs- und Marketing-Direktorin von Seaside Collection, sowie Pablo Guillén, Director von Total Hotel Experience (THe), als Aufgabe für die Zukunft. Auch an Nachtleben mangelt es nicht. Die Einkaufs- und Clubzentren in Playa del Inglés seien aber "teilweise in die Jahre gekommen", sagte Dirksen. Die Insel müsse im Trend bleiben.
Für sportliche Urlauber – ob Surfen, Tauchen oder Radfahren – gibt es ein großes Angebot. Viele junge Menschen reisten für einen Aktivurlaub bis nach Neuseeland oder Australien. "Dabei kann man all das auch auf den Kanaren erleben", sagte Guillén. Mit dieser Erkenntnis ging auch Alexander Stroschän, Inhaber von vier Reisebüros in Düsseldorf, nach Hause: "Ich weiß jetzt, dass ich nicht nur Best Ager, sondern auch jüngere Kunden auf die Insel schicken kann."
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