fvw|TravelTalk-Tischgespräch

Polens Tourismuschef ganz privat

FVW Medien/OG
Konrad Guldon (rechts) und fvw-Redakteur Oliver Graue trafen sich beim Caravan-Salon in Düsseldorf.
Konrad Guldon (rechts) und fvw-Redakteur Oliver Graue trafen sich beim Caravan-Salon in Düsseldorf.

Der 42-Jährige aus Stettin leitet das polnische Fremdenverkehrsamt in Deutschland – engagiert und selbstbewusst. Im Gespräch mit fvw|TravelTalk verrät Guldon, was ihm wichtig ist, beruflich wie privat.

Konrad Guldon ist begeistert. "Die Messe ist toll, die Nachfrage riesig, ich musste sogar schon Prospekte nachbestellen", sagt er und blickt von seinem Stand aus auf das rege Treiben in Halle 3. Der Düsseldorfer Caravan-Salon läuft, und zum dritten Mal ist Polen als Aussteller dabei.

Größer denn je sei das Interesse der Menschen an Natur und Camping, und sein Land biete beste Voraussetzungen, sagt Guldon, der vor wenigen Wochen als Deutschland-Chef des polnischen Fremdenverkehrsamts bestätigt wurde.

Der 42-Jährige ist mit Leidenschaft und Selbstbewusstsein dabei, wenn er über sein Land und dessen touristische Angebote spricht – "die faszinierende Natur, die Kultur, die gute Erreichbarkeit" und die verhältnismäßig niedrigen Preise. "Sehen Sie", sagt er, zückt sein Handy und zeigt zum Beweis seiner Aussage eine Statistik: "Wir gehören zu den zehn preiswertesten Ländern Europas." Gerade jetzt, wo alles teurer werde und die Inflation steige, sei das doch ein wichtiges Argument.

Während des Gesprächs signalisiert Guldon immer wieder Besuchern, die sich interessiert über die vielen Prospekte beugen, sie mögen sich bedienen. "Nehmen Sie bitte", ruft er. Schließlich sollen sie mit eigenen Augen sehen, was sein Land anzubieten hat – in Prospekten, Katalogen oder auch in Büchern über Polen, für deren Veröffentlichung er sich einsetzt.
Steckbrief Konrad Guldon
KARRIERE: Im September 2019 hat Konrad Guldon die Leitung des Polnischen Fremdenverkehrsamts in Berlin übernommen. Der heute 42-Jährige war zuvor Geschäftsführer der Logistikfirma Sea Air Cargo in Stettin. Dadurch hatte Guldon bereits intensive geschäftliche Verbindungen nach Deutschland. Seinen Magisterabschluss erlangte er in Verkehrswirtschaft und Logistik an der Uni Stettin. In der Stadt wurde er 1980 geboren.
PRIVAT: Konrad Guldon ist verheiratet und hat drei Söhne (8, 13 und 15 Jahre alt). In seiner Freizeit widmet er sich der Geschichte, spielt Schach und taucht gern. Er spricht fließend Deutsch und Englisch.

Dabei ist der gebürtige Stettiner ein Quereinsteiger in der Touristik. Bis 2019 leitete er eine Logistikfirma in Stettin und hatte dabei intensive Kontakte nach Deutschland. Der Job beim Tourismusamt habe ihn gereizt: "Ich kenne mein eigenes Land sehr gut", sagt er, "spreche Deutsch, weiß um die deutsche Wirtschaft und interessiere mich seit jeher für Erdkunde und Geschichte. Passt also bestens." Guldon gewann die Ausschreibung, und soeben wurde sein Job um weitere drei Jahre verlängert.

Anbieten, überzeugen, verkaufen – das liegt ihm. "Am Ende ist alles eine Frage der richtigen Kommunikation", sagt er: "Polen ist extrem vielfältig und damit für die unterschiedlichsten Zielgruppen geeignet. Wir haben zu entscheiden, wie, wo und wann man diese jeweils am effektivsten anspricht."

Guldon ist Pendler. In der Woche lebt er in Berlin, die Wochenenden verbringt er bei Frau und Kindern in seiner gut 120 Kilometer entfernten Geburtsstadt Stettin. Das maritime Ambiente seiner Heimat am Haff und nahe der Ostsee schätzt er sehr. Auch in Deutschland mag er Städte, die am Wasser liegen, etwa Hamburg, Rostock und Bremen.
Polen-Tipps von Konrad Guldon
Wer nicht weit von der Grenze entfernt lebt und mit dem Auto anreist, für den eignen sich nahe gelegene Städte wie Breslau, Stettin oder Posen. Architektonische Schönheit, Kultur, charmante Restaurants und viele Sehenswürdigkeiten faszinieren.

Wer hingegen von weiter weg kommt und das Flugzeug benutzt, der sollte Warschau kennenlernen. Die Hauptstadt präsentiert sich sehr modern mit etlichen Lifestyle-Locations. "Warschau ist eine Art Mischung aus Hamburg und Frankfurt", sagt Guldon. "Die Menschen sind weltoffen und international orientiert, ohne dabei ihre eigenen Traditionen zu vergessen."

Zumal die Hanseaten genau wie er eine Ader fürs Wirtschaften, für den Handel haben. Darüber hinaus mag er es, wenn die Orte moderne Locations, schöne Hotels und gute Restaurants bieten. Und sofort erzählt er von "Agata's" in Düsseldorf, ein Sterne-Lokal, das eine "fantastische Fusion-Küche bietet: traditionelle polnische Kost, modern interpretiert". Natürlich sorgte "Agata's" auch für das Catering bei einem Event zum Caravan-Salon in der Rheinstadt.

Privat taucht Guldon gern unter – im wahrsten Sinne. Zu seinen Lieblingshobbys gehört neben Schach, Squash und Schlagzeug das Tauchen. "Mein Vater hat mich auf den Geschmack gebracht", sagt er und zeigt auf dem Handy ein Foto aus den 80er Jahren: Vater und Sohn im Tauchanzug, sichtbar zufrieden über den gerade vorgenommenen Tauchgang in einem See.

Vorliebe für Wassersport

Gleich daneben ein ganz neues Motiv: wieder Guldon mit seinem Vater, aber zusätzlich mit seinen Söhnen. Eine Woche lang erkundeten sie gerade die adriatische Unterwasserwelt Kroatiens. "Ein tolles Erlebnis", schwärmt er.

Auch sonst mag es Guldon sportlich, besonders wenn die Aktivität in Zusammenhang mit Wasser steht. "Ich empfehle Kajakfahren auf der Drawa in Westpommern", sagt er. Polens Papst Johannes Paul II. war hier gern mit dem Paddelboot unterwegs, weswegen die Route, die durch Naturschutzgebiete führt, nach ihm benannt ist. "Wasser ist mir einfach sehr wichtig", sagt Guldon und überlegt kurz. "Man hat viel Platz für sich und fühlt sich so, als wäre alles grenzenlos."


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