Meine Woche | KW 31

Warum wir geschmacklich so oft daneben liegen

FVW Medien
Oliver Graue ist Chefredakteur BizTravel
Oliver Graue ist Chefredakteur BizTravel

An dieser Stelle berichtet BizTravel-Chefredakteur Oliver Graue über seine Woche im Business Travel.

An Bord eines Flugzeugs war ich nun schon seit gut vier Monaten nicht mehr. Eine solch lange "himmlische Aus-Zeit" hatte ich seit vielen Jahren nicht mehr. Und wann es wieder soweit sein wird, dass ich (dienstlich) erneut abhebe, steht in den Sternen.


Aber das ist in anderen Unternehmen ganz genauso: Bei einer – natürlich nicht repräsentativen – Umfrage unter den Teilnehmern der jüngsten virtuellen BME-Fachgruppentagung sagten viele, dass sie nach wie vor gerade mal 2 Prozent des Vor-Corona-Geschäftsreise-Aufkommens erreichten. Und dass sie selbst noch für 2021 strenge Sparvorgaben ihres Unternehmens zu beachten haben: Nicht wenige Firmen wollen auf bis zu 50 Prozent ihrer Dienstreisen verzichten.

Was bleibt, ist zumindest die Erinnerung an frühere Flüge. Tatsächlich fallen mir dieser Tage immer wieder alte Episoden ein. Dass sie wirklich alt sind, macht schon das Thema deutlich, über das ich jüngst nachdachte, als ich in der Süddeutschen Zeitung ein entsprechendes Interview las: Es geht ums Catering an Bord, das inzwischen von kaum einer Airline noch (kostenlos) angeboten wird.

Genauer gesagt: Es geht um Tomatensaft. Seit Jahrzehnten diskutieren Wissenschaftler und Branchenbeobachter darüber, warum ausgerechnet in der Luft so viele Menschen Tomatensaft trinken, während dieser am Boden ein absolutes Nischendasein fristet.

Ja, warum eigentlich? Der Sensoriker Klaus Dürrschmid erklärt dies in dem besagten Zeitungsartikel mit unseren "herabgedimmten Geruchswahrnehmungen" in der Luft. Während Tomatensaft am Boden mitunter unangenehmig erdig schmeckt, entfaltet er im Flugzeug ein sympathisch fruchtiges Aroma.

Damit erklärt der Wissenschaftler auch noch etwas anderes – nämlich den engen Zusammenhang zwischen Geschmack und Geruch. Tatsache ist, dass die Nase immer mitisst (und unsere anderen Sinne übrigens auch). So kommt es immer wieder vor, dass uns ein bestimmter Wein im Italienurlaub auf der Terasse richtig toll schmeckt – und von der extra mitgebrachten Flasche, die wir zu Hause genießen, sind wir dann enttäuscht.

Klar: Zu Hause riechen wir die Mittelmeer-Luft nicht, hören die Möwenschreie nicht, sind einer anderen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt, und das angenehm milde Licht der Toskana fehlt uns auch.

Apropos Wein: Dürrscheid verrät in diesem Zusammenhang noch einen wichtigen Trick – dass nämlich jeder Wein deutlich besser schmeckt, wenn man ihn mit Käse genießt. Eigentlich sind es sogar zwei Tricks. Der eine richtet sich an Weinhändler: Wenn Sie Wein verkaufen wollen, bieten Sie immer ein Stück Käse dazu an! Und den zweiten sollten Weinkäufer beachten: Kaufen Sie niemals Wein von jemandem, der Ihnen dazu ein Stück Käse anbietet!

 



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