Luftfahrtgipfel

Qatar-Airways-Chef droht Boeing

Andreas W. Schulz
Qatar-Airways-Chef Al Baker
Qatar-Airways-Chef Al Baker

Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker nutzte den jüngsten Luftfahrtgipfel der CAPA zur Selbstdarstellung sowie zu Angriffen gegen andere Fluggesellschaften und den Flugzeugbauer Boeing.

Erstmals fand der traditionelle Australia Pacific Aviation Summit des in Sydney beheimateten CAPA (Centre for Aviation) coronabedingt virtuell statt. Neben vielen renommierten Airline-Bossen, die bei der Veranstaltung als Sprecher geladen waren, fiel besonders das letzte Interview mit dem charismatischen Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker auf.

Akbar Al Baker ist dafür bekannt, die Dinge beim Namen zu nennen und aus seiner Sicht direkt und für die Betreffenden manchmal etwas unangenehm zu formulieren. So konnte auch auf dem CAPA-Gipfel der Qatar-Chef seine Fluggesellschaft ausgiebig präsentieren und auf die Verdienste hinweisen, die sie sich in seiner Sichtweise besonders während der ersten Phase der Corona-Pandemie erarbeitet hatte, indem sie weiterhin ein internationales Netzwerk aufrechterhielt. Damit habe sie es Tausenden gestrandeten Fluggästen trotzdem ermöglicht, wieder in ihre Heimat zu kommen.

Damit konnte sie sich zugleich auch den aktuellen Titel "als größte internationale Airline mit globalen Verbindungen" sichern. Aber auch Qatar Airways, wie viele andere große Fluggesellschaften, musste in dieser einzigartigen Krise auf Staatshilfen zurückgreifen, um das Geschäft nicht zu gefährden.

Das Unternehmen hat ohnehin seit dem 2017 blitzartigen Katar-Boykott ihrer Nachbarstaaten massiv zu leiden, es aber verstanden, trotzdem weiter zu expandieren. Für Al Baker ist jetzt eindeutig geklärt, dass etwa Fluggesellschaften aus den USA oder Europa ihm nicht vorwerfen können, Nutznießer großer Staatssubventionen zu sein, da sie selbst wie Lufthansa oder Air France-KLM von Staatshilfen profitieren: "Sie sollten uns niemals wieder vorwerfen, Staatshilfen zu bekommen", so Al Baker.

Wie auch viele andere Airlines sieht sich Qatar Airways gezwungen, Flugzeugbestellungen bei Airbus und Boeing zu stornieren oder zeitlich hinauszuschieben. Mit Airbus hat man sich geeinigt, die ausstehenden Lieferungen von Airbus 350 und 320 Neo den Wünschen der Fluggesellschaft entsprechend zu verschieben.

Bei Boeing sieht das anders aus: Die Verhandlungen über Boeing-787- und 777X-Jets stecken fest. "Boeing sollte uns in diesen kritischen Zeiten zur Seite stehen. Wenn sie hier nicht unsere Partner sein wollen, sehen sie uns nicht wieder", so der erboste Airline-Chef. Das ist schon eine harte Breitseite an den ohnehin stark gebeutelten Flugzeugbauer.

Aber auch Airbus musste hier schon in der Vergangenheit vom kampfeslustigen Al Baker klare Keile einstecken. Etwa bei einer Pressekonferenz im Oktober 2016 in Washington sagte er, "dass Boeing einfach die besten Flugzeuge baue". So wendet sich das Blatt, wenn es ums Geld geht.

Zurück auf die aktuelle Krise und Lage angesprochen, sieht der Airline-Boss durchaus Perspektiven für erneutes und weiteres Wachstum: "Wir haben 8,1 Prozent Marktanteil in der Welt an Langstrecken und führen im Frachtsektor. Wir wollen hier weiter ganz vorn dabei sein."

Auch auf die spezielle Situation in Australien angesprochen, wo Qantas zur Zeit außer nach Neuseeland keine internationalen Flüge durchführt, sieht Al Baker Möglichkeiten der Zusammenarbeit, denn auch während der ersten Phase der Corona-Krise ist seine Fluggesellschaft nach Australien geflogen: "Wir sind hier, um zu unterstützen und um eine Win-Win-Situation zu erzielen. Ich bin Geschäftsmann", sagte er. "Wir sind offen, mit Qantas über alle Themen zu sprechen."

Diese Themen dürften sicherlich nicht den bisherigen Partner Emirates erfreuen und zielt ganz klar auch auf das von Qantas auf unbestimmte Zeit verschobene Ultra-Langstreckenprojekt Sunrise, nonstop von Sydney nach London zu fliegen.

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