Geschäftsreisen

Chinas neue Regeln wirken wie Einreisestopp

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In China ist längst das Alltagsleben wieder eingekehrt, Corona gibt es dank strengster Maßnahmen kaum noch.
In China ist längst das Alltagsleben wieder eingekehrt, Corona gibt es dank strengster Maßnahmen kaum noch.

Die deutsche Industrie ist besorgt: Aus Angst vor einer Einschleppung des Coronavirus macht China seine Grenzen erneut dicht.

Die deutsche Industrie befürchtet wegen verschärfter Einreiseregelungen in China negative Folgen für ihre Geschäfte. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, sagt: "Es besteht das Risiko, dass die neue Verpflichtung, mehrfach, vor allem auch bei Flügen mit Transit-Stationen, zu testen, wichtige Geschäftsreisen gänzlich unmöglich macht."

In der Praxis bedeuteten die Einschränkungen für viele Unternehmen einen faktischen Einreisestopp. China ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands.

Zwei Tests sind Pflicht

Angesichts steigender Covid-19-Infektionszahlen in vielen Ländern hat China wie berichtet die Einreisebestimmungen auch für Deutschland verschärft. Das chinesische Außenministerium sprach von einer vorübergehenden Maßnahme. Reisende aus Deutschland und aus weiteren von der Pandemie besonders betroffenen Ländern müssen nun vor einem Flugantritt nach China negative Corona- sowie Antikörper-Tests vorweisen, die nicht älter als 48 Stunden sein dürfen.

Die Testergebnisse müssen vor dem Abflug zusätzlich von chinesischen Botschaften oder Konsulaten verifiziert werden. Und: Wird ein Zwischenstopp in einem anderen Land eingelegt, können Reisende nicht einfach umsteigen, sondern müssen das Prozedere dort wiederholen. Ohnehin müssen sich alle Einreisenden nach der Ankunft in China erneut testen lassen und 14 Tage in ein Quarantäne-Hotel.

Lang sagte, die neuen Bestimmungen belasteten die Geschäftstätigkeit der deutschen Industrie in dem wichtigen chinesischen Markt sehr. "Ingenieure können Anlagen nicht in Betrieb nehmen, Service-Techniker nicht deren reibungslose Funktion gewährleisten, Vertriebsmitarbeiter nicht ihre chinesischen Kunden vor Ort beraten und bedienen", sagte der BDI-Hauptgeschäftsführer. "Die Folgen der mittel- und langfristigen Einschränkungen gehen zulasten unserer Unternehmen."

Regierungen müssten sich zwar dafür einsetzen, die rasante Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu stoppen, forderte Lang. "Unsere globalisierte und integrierte Welt ist allerdings auch in Pandemiezeiten auf einen möglichst uneingeschränkten Personenverkehr angewiesen."

De-facto-Einreiseverbot für China

Auch die europäische Handelskammer in China kritisierte die verschärften Regeln. "Während technisch die Tür offenbleibt, bedeuten diese Veränderungen unglücklicherweise ein de-facto-Einreiseverbot für jeden, der versucht, zu seinem Leben, seiner Arbeit und seinen Familien in China zurückzukehren", hieß es in einer Erklärung.

In vielen Ländern könnten Testergebnisse nicht innerhalb von 48 Stunden vorliegen, und Antikörpertests seien nicht weit verbreitet. Dass die Ergebnisse in der Frist von Botschaftspersonal verifiziert werden müssen, "verstärkt noch die Ungewissheit", so die EU-Kammer. Erschwerend komme hinzu, dass wegen der Beschränkungen beim Umsteigen jetzt ein direkter Flug gebucht werden müsse, während die Airlines aber die meisten Strecken gestrichen hätten.

China hatte mit strengen Maßnahmen wie Massentests, strikter Quarantäne, genauer Nachverfolgung von Kontaktpersonen und Einreisebeschränkungen das Virus weitgehend unter Kontrolle gebracht. Seit Monaten verzeichnet das bevölkerungsreichste Land der Erde, wo die ersten Infektionen mit dem Coronavirus im Dezember vergangenen Jahres bekannt wurden, nur noch wenige, lokale Ausbrüche.





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