An dieser Stelle berichtet Oliver Graue, Redaktionsleiter Business Travel bei fvw|TravelTalk, über seine Woche im Business Travel.
Sonntag, 8. Mai 2022
"Das ich so etwas noch erleben musste!" – das habe ich viele ältere (und auch weniger alte) Menschen in den Anfängen der Corona-Pandemie 2020 sagen gehört. Und nun noch mal genau dasselbe mit Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine und einer drohenden weltweiten Kriegsgefahr: "Das ich so etwas noch erleben musste!"
Klar ist eines: Nichts wird nach diesen beiden Ereignissen mehr "normal" sein. Bis Anfang dieses Jahres sehnten wir uns noch die Rückkehr der "Normalität" herbei, also der Vor-Corona-Zeit. Und wenn es schon nicht die alte Normalität sein kann, dann doch wenigstens eine "neue Normalität" (die sich aber hoffentlich nicht allzu sehr von ihrer Vorgängerin unterscheiden würde).
Davon abgesehen, dass mit dem Krieg wohl alle Normalität zu verschwinden scheint, frage ich mich: Was genau war eigentlich "normal" vor Corona? Waren es die Terroranschläge? War es Trump? Waren es die Kriege in Afghanistan, Jemen und Syrien? War es die Hochwasser-Katastrophe in Deutschland?
Auch wenn Ereignisse wie diese längst nicht jeden betroffen haben: Ruhig und gemütlich war Normalität nie. Sie war immer irgendwie unsicher, zerbrechlich. Neu ist wohl, dass es mit Corona und der Kriegsgefahr das ganze Land trifft, und das erst dadurch vielen Menschen die Zerbrechlichkeit dessen, was als normal gilt, bewusst wird. Und dass sie daher möglicherweise bewusster mit ihrer Lebensplanung umgehen.
Fest steht aber auch: In aller Regel sind es wir Menschen selbst, welche die Normalität gestalten – die kommt ja nicht wie ein Naturgesetz daher. Und manchmal frage ich mich, inwiefern sich der Mensch trotz allen technischen und wissenschaftlichen Fortschrittes in den letzten Jahrtausenden charakterlich überhaupt groß geändert hat.
Wäre dem so, hätten wir vielleicht wirklich eine normalere Normalität – frei von Kriegen und (menschengemachten) Katastrophen. Möglicherweise ist das aber auch zu negativ gedacht. Ich zumindest freue mich auf eine Normalität nach Corona und nach dem Krieg in der Ukraine!
Montag, 9. Mai 2022
Von einer Krise und von der Zerbrechlichkeit des Lebens handelt auch der neue Roman des italienischen Autors Fabio Geda: "Was man sieht, wenn man über das Meer blickt" (erschienen bei Hanser Blau, 316 Seiten, 20 Euro). Der beruflich wenig erfolgreiche Kunstlehrer Andrea reist nach New York, in die Stadt seiner Jugend – eine Art Flucht vor seiner Ehefrau Agnes, die sich nach Fehlgeburt und Depression voll und ganz in ihren Job zurückzieht.
Doch für Andrea stellt sich die New-York-Reise als alles andere als eine Rückkehr in die Leichtigkeit der Jugend dar. Er versinkt in einem Strudel an Eindrücken, Erlebnissen und Erinnerungen – und muss sich nun entscheiden, zwischen neuem und altem Leben.
Von dieser Odysee handelt der Roman, klug und warmherzig erzählt. Es geht darum, kniffelige Entscheidungen zu treffen, Mut zu Neuem zu haben, und dabei die Hilfe von Freunden in Anspruch zu nehmen. Dass das Ganze exzellent ins Deutsche übersetzt ist, ist mindestens einen weiteren Pluspunkt wert!
Der nächste Blog erscheint erst in zwei Wochen – ich mache wegen immensen Arbeitsanfalls eine kleine Mai-Blog-Pause.
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