Oliver Graue ist bei fvw|TravelTalk unter anderem für das Thema Business Travel zuständig. In seinem wöchentlichen Blog berichtet er aus dem Leben eines Reiseredakteurs.
Montag, 30. Januar 2023
Nein, ich bin nicht der einzige, der sich übers "Duzen" oder "Siezen" Gedanken macht – in meinem vorigen Blog hatte ich darüber geschrieben. Eine ganze Reihe E-Mails haben mich dazu seither erreicht, fast alle mit demselben Tenor: Ja, der Trend auch in unserer Branche geht eindeutig zum "Du". Doch für das persönliche Verhältnis spielt es eigentlich kaum noch eine Rolle, ob man sich duzt oder siezt.
Auch die distanzierende Wirkung des "Sie" hat – zumindest in meiner Erfahrung – deutlich an Bedeutung verloren, und umgekehrt fordert das "Du" nicht unbedingt zu einem direkteren und möglicherweise unhöflicheren Umgang mit dem Gesprächspartner heraus als das "Sie". Ich habe den Eindruck, dass sich die beiden Formen mehr und mehr angleichen. Wie gesagt: in meiner Erfahrung.
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Und dennoch muss ich gestehen, dass ich mich darüber gefreut habe, dass mehrere Menschen, mit denen ich seit Jahren beruflich zu tun habe, den Blog zum Anlass genommen habe, mir das "Du" anzubieten. Ich habe es angenommen – weil es Menschen sind, mit denen ich bisher sehr gut zusammengearbeitet habe und die ich sympathisch finde.
Doch entgegen dem, was ich eben noch geschrieben habe, weiß ich nicht, wie ich in einem solchen Fall bei einer mir nicht sonderlich sympathischen Person reagiert hätte. Hätte ich da auch "ja" gesagt – weil es doch egal ist, ob man sich duzt oder siezt? Vielleicht – mindestens aber hätte ich erstmal geschluckt. Viel wahrscheinlicher (und irgendwie beruhigend) ist aber, dass mir eine solche Person das "Du" erst gar nicht angeboten hätte, weil sie auch mich und meine Art nicht schätzt.
Und noch etwas mag ich nicht: Wenn hinter dem "Du" andere Motive stecken als persönliche. Wenn es also ausschließlich dazu dienen soll, Menschen besser zum Kauf von Produkten zu überreden oder zu einem motivierteren Arbeiten, um die Unternehmensumsatzziele schneller zu erreichen. Nicht falsch verstehen: Beides ist legitim und wichtig.
Aber meiner Ansicht nach sollte dafür das "Du" nicht als U-Boot genutzt werden. Denn spätestens wenn es zu unschönen Gesprächen mit Vorgesetzten kommt, ist die Distanz natürlich wieder da. Den Vorstandschef jedenfalls kann der Arbeitnehmer nicht entlassen – auch dann nicht, wenn die beiden sich duzen.
Dienstag, 31. Januar 2023
In wenigen Wochen ist es wieder soweit: Dann erscheint der neue "World Happiness Report", der die glücklichsten Völker der Welt ausweist – übrigens zum elften Mal. Große Überraschungen wird er vermutlich eher nicht bereithalten. Denn seit Jahren stehen die Finnen auf Platz 1, gefolgt gewöhnlich von Dänen, Schweizern und Isländern.
Die Frage wird eher sein: Wo finden wir Deutsche uns wieder? Ein Achtungserfolg gelang uns ausgerechnet 2020, im ersten Corona-Jahr. Von insgesamt knapp 150 untersuchten Ländern belegte Deutschland Rang 7. Im vergangenen Jahr war es dann – immerhin – Platz 14.
Dass wir jemals an den Finnen vorbeiziehen können, glaube ich nicht. Dazu haben wir zu wenig Saunen, tanzen zu selten Tango oder Polka und betreiben den Sport des Gummistiefel-Weitwurfs nicht professionell genug. Lakritzlikör trinken wir eher auch nicht, und wenn, dann fühle ich mich glücklich, wenn er ausgetrunken ist (oder noch glücklicher, wenn ihn gleich jemand anders trinkt).
Zumindest eines zeigt die an sich ja sehr gute Glücksplatzierung der Deutschen: Ganz so meckerig und permanent unzufrieden, wie wir uns selbst sehen, sind wir gar nicht. Und objektiv haben wir es sowieso vergleichsweise gut. Mindestens im Vergleich zu den 136 Ländern, die noch hinter uns liegen.
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