Das eher triste Leben eines Mittvierzigers in der Provinz steht im Fokus des Romans "Hermann" von Bettina Gärtner.
"Die meisten Vorboten erkennt man erst im Nachhinein." Der Satz, der auf den Rückumschlag von Bettina Gärtners Roman "Hermann" gedruckt ist, steht stellvertretend für das ganze Buch: Inhaltlich lässt die Frankfurterin ihre Hauptfigur Hermann, die ein typisches und beschauliches Mittelschichtleben in der österreichischen Provinz führt, in Ereignisse einer längst vergessenen Vergangenheit eintauchen. Denn plötzlich erscheint sein damaliger Jugendfreund Orban wieder an der Oberfläche – nachdem er 30 Jahre lang abgetaucht war. Und damit ändert sich eine ganze Menge im Leben Hermanns.
Und auch stilistisch ist der Spruch auf dem Buchdeckel typisch für den gesamten Roman. Denn Bettina Gärtners Schreibe ist gespickt mit schrägem Humor. Akribisch beschreibt sie die Lebenswelt Hermanns, lässt kein noch so kleines Detail aus – und nutzt dabei genau die Mittel, welche die sinnentleerten, von Anglizismen und Restrukturierungen geprägten Berufstätigkeiten Hermanns ausmachen. Damit ist der Roman auch so etwas wie eine höchst gelungene Milieustudie des heutigen Job-Lebens.
Bettina Gärtner: Hermann. Erschienen bei Droschl, 288 Seiten, Preis: 23 Euro.
Leseprobe:https://www.droschl.com/wp-content/uploads/2019/11/Leseprobe-Homepage-G%C3%A4rtner-Herrmann.pdf
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