Totale Überwachung, Optimierung und 100-prozentige Sicherheit soll uns die schöne neue Welt bringen – etwa in sogenannten Smart Cities. "Technophoria" nennt Niklas Maak seinen sehr realistischen Roman.
In Kanada und Japan bauen Google und Toyota Privatstädte – sogar Polizei und Krankenhäuser werden nicht mehr vom Staat, sondern von den Mega-Konzernen betrieben. Und in diesen Smart Cities ist der Fluß unserer persönlichen Daten unbegrenzt: Überall stehen Geräte, die uns auf Schritt und Tritt beobachten, abhören und alle Informationen über uns irgendwohin senden – Geheimnisse gibt es nicht mehr.
"Was da kommt, ist eine der größten Revolutionen, die es gab", sagt Niklas Maak, Autor des neu erschienenen Buches "Technophoria". "Das sind Dinge, die sich teilweise wie Science Fiction lesen. Aber all das passiert gerade wirklich. Wir sehen es nur teilweise noch nicht."
Smart Homes, Smart Citys, menschengleiche Roboter, Serverfarmen, selbstfahrende Autos, totale Überwachung und Optimierung als Glaubensgrundsatz: Schnörkellos beschreibt Maak in seinem Roman (!) die neue Welt. Im Fokus steht die Hauptfigur Turek, der selbst bei einem Smart-City-Unternehmen arbeitet und der an die von Technik und Algorithmen bestimmte Zukunft glaubt. Sympathisch wirkt Turek daher nicht gerade, aber das soll er auch gar nicht.
Maak gelingt es mit seinem "Anti-Science-Fiction", wie er sein Buch nennt, uns zum Überdenken und zum Hinterfragen der derzeit ablaufenden technologischen Revolution zu bringen. Wollen wir das alles wirklich? Sprudelnde Google-Gewinne zum Preis vollkommener Aufgabe unserer Persönlichkeit? Haben uns die Roboter sogar längst schon geschluckt? Und wenn ja: Kann es uns gelingen, trotzdem unsere Freiheit und Selbstbestimmung noch zu retten, finden wir einen Ausgleich zwischen totaler Überwachtung durch Privatkonzerne und dem eigenen Leben?
Niklas Maak, 1972 geboren, studierte in Hamburg und Paris Kunstgeschichte, Philosophie und Architektur und lebt in Berlin. Seit 2001 ist er Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Niklas Maak: Technophoria. Erschienen im Hanser-Verlag. 288 Seiten, Preis: 23 Euro.Hier geht zu einer Leseprobe.
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