Lesetipp

Ein einziger Tag allein mit dem Meer

Berenberg Verlag

Fast 24 Stunden lang versinkt Jürgen Hosemann in seinem Buch "Das Meer am 31. August" in Gedanken. Mal heiter, mal politisch, mal philosophisch. Immer jedoch – wie man es heute nennt – achtsam.

Mit seinen knapp 110 Seiten ist es nur ein schmales Büchlein, und doch ist jede einzelne Seite das Geld mehr als wert. "Das Meer am 31. August", so nennt Jürgen Hosemann, Herausgeber zahlreicher Anthologien, sein erstes selbst verfasstes Buch. Fast 24 Stunden lang hält er sich an Strand von Grado auf, das zu der ganz im Nordosten Italiens gelegenen Region Friaul-Julisch Venetien gehört, nicht weit von der Grenze zu Slowenien und über Jahrhunderte österreichisch geprägt.

Darüber denkt Hosemann nach. Überhaupt: Hosemann denkt 24 Stunden lang nach, über das Meer in seiner ungeheuren Schönheit, über das Licht, die Geräusche, über die Geschichte der Region, über das Menschsein insgesamt. Er denkt nach übers Unterwegssein, über die Zeit an sich. Auslöser seiner Gedanken, in die er sich vertief, ist alles, was um ihn herum passiert, vom Jogger bis zum Müllwagen. Und natürlich das weite Meer selbst.

Langweilig ist all dies nicht eine Sekunden lang. Ganz im Gegenteil: Hosemann lebt das, was derzeit unter dem Begriff "Achtsamkeit" in Mode ist. Leider nur in Mode – denn eigentlich ist die Gabe, die kleinen Dinge und die Umwelt um uns herum zu durchdringen, so alt wie die Menschheit. Man hat sie eben nur verlernt.

Ein Buch, dass man am Strand lesen kann. Genauso gut funktioniert es aber auch auf dem Sofa, im Bett oder auf einer Zugfahrt.

Jürgen Hosemann: Das Meer am 31. August. Erschienen im Berenberg-Verlag. 104 Seiten, Preis: 18 Euro.


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