Lodz ist zwar mit 700.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Polens, aber sie ist ein Zwerg, was ihre Bedeutung im Tourismus und bei Flügen angeht. Das soll sich nun ändern.
Auch deswegen hatte Lodz diesmal die weltweit größte Fachkonferenz zur Entwicklung neuer Flugstrecken und Flugziele, die Routes, als Gastgeber ausgetragen. Diese soll "neue Chancen eröffnen", sagte Bürgermeisterin Hanna Zdanowska.
Die Perspektiven dafür sind nicht schlecht: Der englische Veranstalter der Routes hat etwa 90 Fluggesellschaften, 1100 Delegierte und 300 assoziierte Ausstellungspartner für die Konferenz gewonnen. Auch für Steven Small, Direktor der Routes, passt der Termin, "denn nach Corona, den geopolitischen Spannungen und der zunehmenden wirtschaftlichen Erholung, hat die Branche erkannt, dass man in diesen Zeiten nur gemeinsam vorankommen kann."
Dabei will Lodz sich auch weiter den Geschäftsreisenden öffnen, war die Stadt doch einst wegen ihrer Textilindustrie als das "Manchester des Ostens" berühmt. Doch um für neue Unternehmen und Touristen attraktiv zu sein, bedarf es Nonstop-Flügen – und keines aufwendigen und zeitraubenden Transfers, wie aktuell etwa via Warschau.
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Der noch beschaulich wirkende Regio-Airport mit weniger als 300.000 Fluggästen jährlich nennt sich bewusst in seinem Logo "Central Poland": Er ist per Autobahn mit allen wichtigen Regionen verbunden. Die Chefin des Airports, Anna Midera, betont, dass man innerhalb von zwei Autostunden das größte Einzugsgebiet Polens erreiche, nämlich 16 Mio. Menschen.
Dass Anna Midera letztlich erfolgreich war, sich mit Lodz um die Ausrichtung der Routes zu bewerben, war für sie jedoch eine zeit- und arbeitsintensive Herausforderung. "Bereits vor sechs Jahren haben wir mit den Gesprächen und Kontakten angefangen", sagt sie. "Für uns war damals schon klar, dass eine Stadt wie Lodz einfach mehr internationale Flugverbindungen braucht."
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Die Lufthansa stehe ganz oben auf der Wunschliste, immerhin flog sie noch vor der Pandemie nonstop von Frankfurt nach Lodz. Für die lokalen Geschäftsreisenden war die Main-Metropole auch ein wichtiger Startpunkt in die USA.
Die Politik, die lokalen Interessenvertretungen, die Wirtschaft, mussten von Anfang an mit eingebunden werden. Selbst die lokale Tourismusbranche war vor sieben Jahren noch in einem ziemlich unkoordinierten Zustand. Der Flughafen Lodz weist als Haupteigentümer die Stadt aus, knapp vier Prozent gehören der Woiwodschaft (Verwaltungsbezirk). Die meisten anderen der insgesamt 15 polnischen Flughäfen wie etwa der Warschauer sind hingegen im Besitz der staatseigenen Polskie Porty Lotnicze.
Die Stadt will sich auch stärker im Mice-Geschäft positionieren, immerhin hat es Polen geschafft, sich im internationalen Icca-Ranking (International Congress and Convention Association) unter die Top 20 zu schieben. Agnieszka Szymerowska, Direktorin der Polish Conference & Congress Association, sieht Lodz hier in einer guten Position von Vier-Sterne Hotels und Event-Locations in der Kategorie bis 1000 Gästen pro Veranstaltung. Dazu gehört das EC1, ein ehemaliges Kraftwerk aus den Gründerjahren.
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Natürlich weiß auch Tomasz Koralewski, Präsident der Tourismusorganisation und des Convention Bureau von Lodz, "das wir noch einen langen Weg vor uns haben, etwa mit Städten wie Warschau oder Krakau konkurrieren zu können". Denn immer fragten Mice-Veranstalter nach den internationalen Flugverbindungen nach Lodz, sagt Pawel Kranc, Deputy Direktor der Polish Airports.
Hier habe Lodz noch eine Menge an Überzeugungsarbeit vor sich. Auch sei der Berreich der Kooperation aller Partner verbesserungswürdig. "Flughäfen können hier nicht alles alleine stemmen. Die Politik, die örtlichen Organisationen müssen mitspielen". Zumindest hier kann Lodz schon einmal eine gute Bilanz vorlegen.
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